Bericht von Anne Lukas

IODFEM 2020 – oder in verständlicher: Internationale deutsche Frauen Einzelmeisterschaft. Klingt spannend, stimmts? Also um ehrlich zu sein, war die Bezirksmeisterschaft vor wenigen Wochen deutlich besser besetzt und eigentlich ist es auch nur ein Qualiturnier für die „richtige“ Deutsche, aber ansonsten… 😀
Immerhin verspricht die Teilnehmerliste einiges an Spannung. Die ersten drei sind gerade mal 14 DWZ-Pünktchen auseinander und (fast) alles was danach kommt, ist gefühlt erst 12 und spielt somit vermutlich besser als es die Zahl sagt…
Die Ausschreibung hat schon mal für die erste Verwirrung gesorgt: „Eröffnung 14.45 Uhr und Einschreibung Donnerstag, 01.10.2020 ab 13:00 Uhr“. Klingt als solle man sich ab 13 Uhr persönlich anmelden und um 14:45 Uhr geht das übliche „Vorabgelaber“ los, oder? Wäre der Start der ersten Runde nicht erst um 17 Uhr, wäre das ja vielleicht sinnvoll gewesen…
Also bin ich gegen 14:30 Uhr mal zum Anmelden hingegangen (um viertel nach eins war noch keiner da) und habe danach noch das unerwartet schöne Wetter für einen kleinen Stadtbummel durch Erlangen genutzt. Die Innenstadt hat ein paar echt schöne Ecken, auch wenn das Eis leider genau so teuer wie in Darmstadt ist :D.
Gabs sonst noch was? Achja richtig, wir haben dann natürlich auch noch Schach gespielt. Pünktlich um 17 Uhr ging es natürlich nicht los…also es ging schon los, aber halt erst das Gelaber…
Die Hygieneregeln sind ein echter Witz: Vor dem Raum steht Händedesinfektionsmittel, das man laut Turnierleitung benutzen kann, Maske am Brett ist nicht nötig (der grob geschätzte halbe Meter zum Gegner reicht völlig, oder?), aber dafür bleibt zumindest ein Fenster dauerhaft weit geöffnet (außer es ist draußen halt zu laut, dann muss es natürlich geschlossen werden). Nachdem dann alle Klarheiten beseitigt waren, durften wir dann tatsächlich auch anfangen. Ich startete von Setzlistenplatz 3, was natürlich einen Pflichtsieg gegen Sarah Peglau in der ersten Runde mit sich brachte, den ich nach etwa 2h auch recht entspannt hinbekam.


Billige Taktik Runde 1 (hab vorher schon ganz peinlich eine übersehen :D)

Die an 1 gesetzte WFM Brigitte von Hermann kam schon etwas ins straucheln und musste einen halben Punkt abgeben. Kristin Braun (die vierte 1900erin im Turnier) verlor sogar die erste Runde gegen Maja Buchholz.
Morgen bekomme ich übrigens mit Dora die nächste mit dem Nachnamen Peglau (insg. spielen gleich fünf mit, nämlich die vier Schwestern + Mutter), soweit ich weiß, der einzige Verein, der nur aus einer Familie besteht…

Runde 2:
Ich hatte ein wenig Skandi vorbereitet,allerdings wurde meine Gegnerin scheinbar auf Wolga vorbereitet, weshalb sie 1.d4 spielte…also landeten wir in einem Grünfeld-Inder, von dem wir beide keine Ahnung hatten 😀
Vielleicht nicht die allerbeste Idee, aber immerhin wurde es eine einigermaßen chaotische Partie, in der sie leider alles wichtige sah und das Springer-Damen-Endspiel Remis endete :/
Übrigens: Maja gewann auch gegen die an zwei gesetzte WFM Anita Just…wir haben wohl eine Favoritin für den Turniersieg gefunden!

Mal eine Frage zwischendurch: Wenn es heißt, dass das Spielmaterial nach jeder Runde desinfiziert wird, was und wie genau muss dann gemacht werden? Die Interpretation unseres Turnierleiters: Man nehme ein Blatt Küchenpapier, sprühe mal kurz Desinfektionsmittel drauf und wische dann einmal über die Schreibunterlagen, tupfe jede Figur mal oben ab und wische über die vier freien Reihen des Bretts. Im Ernst? Entweder man desinfiziert die Figuren komplett (und trägt dabei selbst am besten noch Handschuhe) oder man beschließt, dass das eh nichts bringt und lässt es komplett.
Meiner Meinung nach ist das, was hier unter „Hygienekonzept“ läuft, ziemlich lächerlich… (Edit aus den Ansagen vor Runde 3: Wir spielen hier ohne Maske, deshalb ist am Brett nur Trinken erlaubt, kein Essen.“ Bitte was???)

Runde 3:
Jipie mal wieder eine Jugendliche (diesmal immerhin schon 13 :D) und dann auch noch die, die in der ersten Runde schon an Brett 1 ein Remis geholt hat…
Zu mir war sie allerdings sehr freundlich, denn nach gut einer Stunde war das Thema erledigt. Da es letzte Runde keine billigen Taktiken gab, bekommt ihr jetzt gleich zwei (ich denke das genügt auch als „Bericht“ zur Partie):

Diese reicht eigentlich schon zum Sieg…

Hier ist eher die Frage wer die meisten etwa gleichwertigen Gewinnwege findet 😉

Runde 4:
Das erste 1900er-Duell des Turniers!
Kennt ihr doch auch, oder? Man bereitet sich abends vor, sind nicht gerade die eigenen Lieblingsvarianten, die die Gegnerin so spielt, aber okay und dann schaltet man so langsam in den „ich sollte wohl besser bald mal schlafen gehen“ Modus…bis einen dann jemand fast schon anfleht eine bestimmte Eröffnung zu spielen, weil die Gegnerin, da bislang nicht so wirklich gut gespielt hat…
Also gut! Eher semi-wach, aber gut vorbereitet, habe ich dann heute meine erste Französisch-Partie gespielt. Das einzige „Problem“ an guter Vorbereitung ist, dass es echt langweilig ist, während der Gegner nachdenkt…Mareike (Dietrich) hatte allerdings das gleiche Problem, weshalb wir sehr viel Zeit zum Schwätzen hatten 😀
Kurzzusammenfassung der Partie: Nach 15 Zügen hatte ich etwa 40 Minuten mehr auf der Uhr, dann habe ich irgendwann ein bisl Mist gebaut, dann hatten wir gaaaaaaanz viel Chaos auf dem Brett und dann hatte ich irgendwann ausversehen eine Qualle mehr und habe (mehr oder) weniger souverän das Endspiel gewonnen.

Was war hier wohl vorbereitet, was meine Gegnerin komplett aus dem Konzept brachte?

Runde 5:
Endlich an Brett 1 angekommen 😀
Irgendwie fangen meine Gegnerinnen in meinen Weißpartien immer recht früh an komische Züge zu machen…in folgender Stellung hatte ich schon nach Dc8 ein dickes „Häää?“ auf der Stirn stehen (meine Gegnerin war nach dem Zug direkt aufgestanden und hats zum Glück nicht gesehen ;-)), aber f6 war natürlich die endgültige Einladung für billige Taktiken:

Runde 6:
Also eins mal vorab: Um einen Turniersieg mitspielen ist definitiv nichts für meine Nerven!
1900er-Duell 2.0 = Französisch 2.0? Klaaaaar! Da ich einen halben Punkt Vorsprung hatte, war das Hauptziel nicht zu verlieren, also war der Plan im Französisch-Abtausch einfach mal ein bisschen Schach zu spielen und einfach mal zu schauen, ob die Gegnerin vielleicht überzieht. Klingt gut, oder?
Vielleicht hätte ich nicht schon im 6.Zug Varianten durcheinander schmeißen sollen, aber najaaaa dann hatten wir halt beide keinen Plan mehr und konnten einfach Schach spielen. Ich muss zugeben: Die Stellung hat mir deutlich mehr Spaß gemacht, weil ich nicht gewinnen musste und irgendwann war meine Gegnerin tatsächlich so nett einen blöden Fehler zu machen, aber seht einfach selbst:

Meinen Bauern auf d5 hätte sie wohl besser mit dem Turm schlagen sollen…

Runde 7: Ein bezirksinternes Duell zum Abschluss! Maja spielte ein sehr starkes Turnier und brauchte einen Sieg gegen mich um noch auf Platz 1 zu rutschen, da ich einen Punkt Vorsprung hatte. Ihre Eröffnungswahl ließ jetzt nicht gerade darauf schließen, dass sie gewinnen wollte, aber naja…ich habe ja heute morgen auch schon nicht wirklich gut gespielt. Sie war dann allerdings so nett ausreichend Material einzustellen, damit ich es locker gewinnen konnte 🙂
Im Gespräch nach der Partie stellten wir dann noch fest wie viel Blödsinn wir beide zwischendurch gerechnet hatten…

Billige Taktiken Runde 7

Soooo wer hat mitgezählt? Richtig: 6,5/7 reichen natürlich für den Turniersieg und die Quali für die Deutsche nächstes Jahr 🙂
Achja und liebe SK-Jugend: Wenn man mit so billigen Taktiken über 2000 kommt, schafft ihr das locker!

P.S.: Wer kommt eigentlich auf die Idee Pokale mit einem Folienstift zu beschriften???

Hier gibt’s alle Ergebnisse: https://www.schachbund.de/iodfem2020.html