2. Mannschaft Mannschaften Verein

3. Spieltag: Zweite bestätigt beim knappen Sieg gegen Mörlenbach II ihre Favoritenrolle um den Aufstieg

Nach dem ersten Saisondrittel 2017/18 geht der Blick der zweiten Mannschaft wenig überraschend nach oben. Überraschend ist nur, wer direkt hinter ihr ebenfalls nach oben schaut

Zunächst schien jeder Gernsheimer in seine üblichen Muster zu verfallen und so gab es kurz nach Anpfiff von allem etwas: ausbaufähige Offensivpositionen (Ingo, Marco, Markus W.), passive Stellung mit wenig Perspektive (Jens, Uwe), unrochierter eigener König bei vollem Brett (Kevin) und offene Positionen, bei denen alles möglich schien (Franco, Markus M.).

Es ging leider unschön los an Brett 3, denn Kevin (‚Rochade ist für Weicheier‘) traf in folgender Stellung eine folgenschwere Entscheidung.

(Schäfer – Mao, 14…?)

Merke: bei vollem Brett und unrochiertem König ist die eigenmächtige Öffnung des Spiels selten gut. Eine bessere Idee wäre bspw. 14…c4 gewesen, was den gefährlichen Schädling von b3 vertreibt. Ich vermute mal, Kevin hatte Angst vor 15.d5, aber der einfache Rückzug 15…Lb7 rettet den Tag, was allerdings schwer zu sehen ist und einiges an Mut erfordert. Jedenfalls ist die Partie nach 14…cxd4 bereits nah am Verlust und nach 15.Sxd4 war guter Rat bereits teuer. Kevin versuchte das Spiel weiter zu verschärfen und zog 15…b4, was allerdings in einen echten Wachrüttler läuft. Welchen?

(Schäfer – Mao, 16.?)

16.Sd5 ist ein echter Hammer. 16…exd5 funktioniert gar nicht, denn 17.exd5+ (Schach!) verliert den Lc6 und damit sofort die Partie. Ebenso funktioniert 16…Sxd5 nicht, denn wiederum folgt 17.exd5 und entweder der Lc6 hängt oder aber der schwarze Monarch sieht nach 18.dxe6 seinem baldigen Ende entgegen. Kevin, der wie übrigens 135% aller Chinesen aus Peking stammt, fand in bereits schwerer Stellung 16…Db7, was nach 17. Sxc6 Dxc6 18. Lf4 Lc5 19.Tc1 Db7 20.La4 Sxd5 21.exd5 Db6 22.dxe6 fxe6 23.Dh5+ sehr schnell endete. So stand es nach knapp zwei Stunden 0-1 gegen uns.

Über Markus W.s Partie gibt es weniger zu berichten als man hätte denken wollen und man muß weit bis in die Eröffnung zurückscrollen, um zu verstehen, warum das so war. Also der Reihe nach: in folgender Stellung lief noch alles wie gedacht, und Markus fand den Standardplan, das Zentrum zu attackieren.

(Wilke – Dubois De Luchet, 9.?)

9.e4. Jetzt droht erstmal 10.e5, so daß Schwarz nehmen muß, 9…dxe4. Markus‘ Idee 10.Sg5 mit der Idee einen Springer auf e4 zu installieren wäre schlau gewesen, wenn sich Schwarz nicht etwas überraschend befreien hätte können. Besser war es im 10. Zug mittels 10.Sxe4 Sxe4 11. Txe4 Schwarz darauf hinzuweisen, daß der Lc8 ja wohl auch irgendwie mitspielen soll. Riesig ist der weiße Vorteil nicht, aber zumindest von Dauer. So aber fiel in der Partie nach 10…e5 11.d5 (ein Bauernopfer, welches der Gegner aber nicht annehmen muß) cxd5 12.cxd5 Sc5 (12…Sxd5 wird stark mit 13.Dh5 beanwortet und der Bauer kommt mit Zinseszins zurück) 13. Sdxe4 etc. viel Holz vom Brett und nach weiteren Zügen fand man sich in folgender Struktur wieder.

(Wilke – Dubois De Luchet, 22.?)

Schwarz hatte gerade 21…Txc1 gezogen und Remis angeboten. Wir lagen bekanntlich Nulleins hinten und die Situation an den meisten Brettern war unklar. Was tun? Ich denke, Markus hat richtig gehandelt, als er hier annahm. Die Stellung ist nämlich bereits mit Vorsicht zu behandeln: der Lg2 schaut auf Granit, während das schwarze Zentrum doch gewaltig aussieht und bei Bedarf auch vorrücken könnte. Nach dem unvorsichtigen 22.Txc1 wäre bereits 22…f4 sehr kräftig. Zum Beispiel 23.Ld2 e4 nebst e3. Urgh. 0,5-1,5.

Die nächste Tagesentscheidung fiel an Brett 7, und zwar bei dem anderen Markus, nämlich dem mit M. Markus, den viele im SK für den jüngeren Bruder von Robin halten, hatte bereits am letzten Spieltag überzeugt und konnte an diese Leistung anknüpfen. Schaut es Euch an:

(Koenen – Müller, 15…?)

Weiß hat die Eröffnung einen Tick zu passiv gespielt und einige seiner Figuren (Tb1, Lc1) leiden an akuter Klaustrophobie. Markus steht bereits besser. Mit 15…Sd3 hätte er hier den Vorteil deutlich ausbauen können. Weiß muss sich fragen, ob er in ein Endspiel mit Springer gegen Läufer mit Bauern auf beiden Flügeln gehen wirklich will, oder ob er mit 16.Ld2 die d-Linie verstellen will. Cool fand ich aber was anderes:

(Koenen – Müller, 22…?)

Was macht man oftmals in einer symmetrischen Allerweltsstellung wie dieser, wenn die Bauernhebel fehlen? Genau, wir spielen gegen die gegnerischen Leichtfiguren! Also: 22…g5. Nach 23.Sc4 f6 (nimmt den Springern das Feld e5) 24.Tfd1 funktioniert die Gabel 24…Sc3 nicht wegen des Zwischentauschs 25.Txd8. Aber nach 24…g4

(Koenen – Müller, 25.?)

hatte Weiß dies wohl vergessen, zog den Springer nach d2 (richtig war 25.Se1) und nach 25.Sd2 Sc3 war die Qualle futsch. Einsnull wenig später für uns. 1,5-1,5.

Weiter ging es an Brett 6, wo Marco eigentlich die ganze Zeit über am Drücker war, den entscheidenden Knock-out jedoch nicht fand. Marco? ‚Wersn dat?‘ höre ich Euch fragen. Und da mir nichts so sehr am Herzen liegt wie Eure Bildung, hier die Antwort: Neueinkauf aus Bad Homburg. Wieso er aber wechseln wollte, wissen nur die wenigsten, daher hier die Auflösung: der Bad Homburger als solcher sitzt ja bekanntlich sonntags entweder in der Spielbank und verzockt seine zugegebenermaßen reichhaltige Kohle oder aber er taucht in den Taunus-Thermen herum. Das wurde Marco irgendwann zu langweilig, und deshalb ist er jetzt bei uns. Nochmal offiziell: welcome, Marco!

Also, wo war ich. Genau. Marco stand besser, aber wieso eigentlich? Weil der Gegner früh eine kleine Ungenauigkeit beging. Ausnahmsweise weiß ich wovon ich schreibe, denn das hab ich selber früher mit Schwarz gespielt.

(Rolf – Frei, 8…?)

Es folgte 8…b6, was an sich natürlich kein Fehler ist, aber der unterliegende Plan zunächst den Weissfelder zu entwickeln, um erst später den Zentrumsdurchbruch …e5 anzustreben, paßt einfach nicht zusammen. Schwarz muss daher hier oder im nächsten Zug 8…e5 spielen, um den Damenflügel mobilisieren können. Wenige Züge später stand es so, und Marco hatte die Chance auf deutlichen Vorteil. Seht Ihr die dreizügige, positionelle Kombi?

(Rolf – Frei, 14.?)

Stimmt. Wie gesagt: der Lb7 gehört auf die Diagonale c8-h3 und fehlt im Moment ebendort. Das lädt zu 14.Sd4 ein. Nach f5 darf man diesen Rössel nicht lassen, also 14…g6 15.cxd5 cxd5 16.Sdb5. Das gewinnt entweder den starken Läufer d6 oder einen Bauern.

(Rolf – Frei (Variante), 16…?)

Das natürlich aussehende 16…Lb8 würde nach 17.La3 bereits die Qualle kosten. Doch zurück vorvergangen Diagramm. Marco roch, daß etwas nicht stimmte und ging forsch mit 14.Df5 vor (nutzt wiederum das schwache Feld f5 aus!). Jetzt droht garstig 15.cxd5 nebst Abzügen des Sc3 nach b5 oder sogar d5, da ja der Lb2 Morgenluft bekommen würde. Schwarz war der Meinung, daß die Vereinfachung 14…Sxf3 15.Lxf3 De5 (drohend fast-Matt auf h2) 16.Dxe5 Lxe5 den Weg ins Remis weisen würde, doch das elegante 17.La3

(Rolf – Frei, 17…?)

zieht den Läufer mit Tempo aus der Fesselung und nach 17…Tfe8 18.cxd5 Lxc3 hätte es wiederum beinahe gerappelt. Wie?

(Rolf – Frei, 18.?)

Yip. Wie vermutlich 99% andere auch hat Marco hier schnell auf c3 wiedergenommen, ohne auf die Alternativen zu schauen. Nach 19.d6 ist der Ofen fast aus, denn entweder Schwarz läßt nach 19…Le5 20.d7 zu, was nach 20…Sxd7 21.Txd7 den Turm Ungemach bringend auf die Siebte läßt oder aber 19…Sd7 20.Txc3, was ebenso kein Picknick ist. Nach 19.Txc3 hatte Marco zwar dank Läuferpaar und gegnerischem Isolanie Vorteil im Endspiel, aber seine Gewinnversuche wurden konsequent abgewehrt. Remis und damit 2-2.

Die fünfte Entscheidung des Tages fiel an Brett…ähem…fünf! Hier gab es ungewöhnliches zu beobachten, nämlich eine Neuerung im 7. Zug in einer bekannten Stellung.

 

(Schöbel-Kröhn – Will, 7…?)

Hier hat Schwarz bereits fast alle Züge ausprobiert, die halbwegs sinnvoll erscheinen. Früher war 7…Sc8 in Mode, um den Lf8 schnell flott zu kriegen. Heute wird meist 7…Lg6 oder 7…Lg4 gespielt, ich vermute um das Feld f5 frei zu bekommen für den Se7. Aber auch fast jeder Damenzug und fast jeder Bauernzug wurde bereits getestet. Bis auf (Trommelwirbel): 7…b6. Das ist sehr offensichtlich gegen den Sb3 gerichtet, aber hilft der schwarzen Entwicklung kurzfristig eher nicht. Nach 8.Le3 Dc7 9.a4 a6

(Schöbel-Kröhn – Will, 10.?)

hätte Weiß positionellen Vorteil erzwingen können und zwar mit dem unscheinbaren 10.a5. Nach 10…b5 (was sonst?) 11.0-0 ist unklar, ob der Springer d7 in den nächsten 20 Zügen nochmal wird ziehen können. Wahrscheinlich muß Schwarz mit …f6 arbeiten. Verloren ist das natürlich nicht, aber eher unschön. Nach dem schwächeren 10.Dd2 ging die Partie neu los und Jens konnte sich geschickt mittels 10…c5 befreien. Wir blenden uns wieder ein, als alles auf ein Remis hinauszulaufen schien.

(Schöbel-Kröhn – Will, 23.?)

Einige Klötze sind bereits vom Brett subrahiert, aber tut mal bitte folgendes: schreibt mal die 3 Hauptmerkmale der Stellung auf.

(Pausenfüller)

Da ich ganz gut hellsehen kann, steht bei Euch folgendes:

1. Symmetrische Struktur, 2. Ungleichfarbige Läufer, und 3. Schwache(s) Feld(er) d6 und d5.

Was zumindest ich erst übersehen habe, sind folgende Faktoren, die definitiv noch wichtiger sind: alle Figuren stehen in der linken Bretthälfte und, notabene, die schwarze Königstellung ist geschwächt. Oder anders gesagt: sofern es Weiß gelingt, einen schnellen Figurenschwenk auf den Königsflügel zu zaubern, kann es schnell eng werden für Schwarz. Es folgte das präzise 23.Sf3 Tac8 24.Dh4

(Schöbel-Kröhn – Will, 24…?)

Bis hierhin lief noch alles ok für Jens, aber da 25.Sg5 in der Luft liegt, mußte er hier einen (von zwei möglichen) Genauen finden. Präzise war 25…Sd7, was nach 26…Sf8 das Eindringen der Dame auf h7 verhindert. Wahlweise konnte Jens auch erst 25…Txd1 einschieben, um danach das Manöver Sc5-d7-f8 zu spielen. Klar, so einen tollen Rössel stellt man ungerne weg von der Mitte des Brettes an den Rand. Nach jedoch 24…Dc7 25.Sg5 Sb7 26.Dh7+ Kf8 27.Dh8+ Ke7 28.Dxg7 Tf8 scheint nur noch beim groben Blick alles einigermaßen zu halten, aber

(Schöbel-Kröhn – Will, 29.?)

nach dem hübschen 29.Sxe6 Dxc2 (29…Kxe6 30.Df6#) 30.Df6+ Ke8 ließ sich das Matt 31.Sg7# nicht verhindern. 1-0 und damit 2 -3 im Mannschaftskampf.

Wenn man als Mannschaft in dringenden Momenten einen halben oder gar einen ganzen Punkt braucht, hat ja meist Ingo seinen Auftritt. Das ganze läuft, wie regelmäßige Besucher des Stadions an der Riedstraße wissen, nach bewährtem Muster ab: Ingo hat Weiß und der Gegner spielt eine Halboffene Eröffnung, die er, der Gegner, mal ganz gut aber meist nicht 100%ig kennt. Es folgen dann auch immer die gleichen Züge von Weiß, also Kh1, f4, De1-h4 und Tf3-h3. So um den 12-14. Zug rappelt es dann entweder auf e6 oder auf f7 (Ingo wechselt hierbei jedes zweite Spiel ab, das macht Ihn unberechenbarer – hehe!) und nach spätestens 25. Zügen ist die Partie vorbei (Matt auf h7, manchmal h8). Ähnlich lief es auch am Sonntag:

(Peters – Felgendreher, 10…?)

Soweit noch alles ok, aber wie schön öfters in diesen Berichten zu lesen: eines der Grundprinzipien beim Schach ist es, für die eigene Königssicherheit zu sorgen. In diesem Zusammenhang war 10…0-0 indiziert. Kritisch, aber noch soeben ok steht Schwarz nach 10…Lb7, was jedoch in 11.e5 läuft. Nach 11…Sd5 (andere Springer-Züge sind kaum besser, ebenso wenig das Schlagen auf e5) kann Weiß sofort zu Vorteil kommen. Wie?

(Peters – Felgendreher, 12.?)

Zugegeben, die Aufgabe ist nebenlösig, denn nicht nur das linienöffnende 12.f5 (Partie), sondern auch 12.Dg4 wäre stark gewesen.

(Peters – Felgendreher, 12…?)

Was nun? Auf e6 hängt erst mal ein Bauer. 12…dxe5 war Partie und sehen wir uns deshalb gleich an. 12…exf5 13.Sxf5 und es hängt g7 und eine Figur auf d5. Bei 12…Sc6 13.fxe6 Sxd4 hat Weiß das Zwischenschach 14.exf7+ nebst Dxd4. Und nach 12…Dd7 um e6 zu stützen gewinnt z.B. 13.Lxd5 nebst Sb6 oder f6. Jetzt der Nackenschlag. Wer bei der Einführung zu dieser Partie genau gelesen hat, ist natürlich im Vorteil. Hehe.

(Peters – Felgendreher, 13.?)

13.Sxe6 fxe6 14.Dh5+ Kd7 15.fxe6+ Kc8. So weit, so erzwungen (den Gewinnweg nach dem noch etwas schlechteren 15…Kc7 schenken wir uns hier). Wie jetzt weiter?

(Peters – Felgendreher, 16.?)

16.Td1. Wiederum das Stärkste. Weiß läßt die gegnerische Mehrfigur nicht ins Spiel kommen. Es droht u.a. zweimaliges Schlagen auf d5 nebst Familiengabel auf b6. Ich kann hier leider nicht alles zeigen, da das den ohnehin schon stark gedehnten Rahmen sprengen würde. 16…Lc5 ist jedenfalls bereits Agonie (16…Dc7 oder 16…Da5 kamen in Betracht, ohne allerdings nachhaltig zu helfen). Ingo erhält die Figur mit Zins zurück und nach 17.Sxc5 Db6 18.Dxe5 Dxc5 19.Kh1 Dc7 galt es nochmals einen guten Zug zu finden (Schwierigkeitsstufe ist allerdings nur ‚1‘ diesmal).

(Peters – Felgendreher, 20.?)

Eben. 20.Txd5 ist so einfach wie effektiv, denn 20…Dxe5 wird einfach mit 21.Txe5 beantwortet mit Gewinnstellung. 20…Lxd5 21.Dxd5 Td8 22.Df3 (bitte nicht Matt setzen lassen!) h6 23.Lf4 Dc6 24.e7 Te8 25.Ld5 mit Aufgabe. Die Schlußstellung verdient aufgrund der dominierenden weißen Läufer ein eigenes Diagramm. Da Capo! Da Capo! Somit stand es 3 – 3.

(Peters – Felgendreher, Schlußstellung)

Spätestens jetzt war klar, dass wir zumindest nicht verlieren würden, denn Uwe stand bereits deutlich besser. Aber ganz so klar war es am vierten Brett zumindest in den ersten beiden Stunden nicht. Schau’n wir doch kurz rein bzw. beginnen wir doch eher mal mit einem kleinen Sehtest. Was fällt beim Blick auf die folgenden beiden Diagramme auf?

(Schupp – Schiffer, 10.?)

(Schupp – Schiffer, 12.?)

Falls Eure Antwort war: ‚Nix!‘ empfehle ich Euch dringend einen Besuch hier. Uwe zog im ersten Diagramm 10.Sd3 um erst nach 10…Tb8 zu bemerken, dass das nun geplante 11.b4 nach axb4 12.axb4 cxb4 13.Sxb4 Sxb5 14.Txb4 in den Konter 14…d5 laufen würde. Wenn aber eigene Ideen nicht durchsetzbar sind, dann sollen wenigstens gegnerische verhindert werden. Also, Mut zusammen nehmen, Fehler eingestehen, 11.Sf4 (verhindert …d5) spielen und nix anmerken lassen. Nach 11…Se5 landen wir im zweiten Diagramm der Partie oben.

Nach weiteren Zügen stand es dann so:

(Schupp – Schiffer, 16.?)

Anstatt sofort mittels 16.Se2 das öffnende d4 anzustreben, um das Spiel für die Läufer zu öffnen, kam Uwe auf die Idee, die Dame mit Tempo zu entwickeln. 16.Da4 führt aber leider nicht dazu, dass der Turm zurück muß. Im Gegenteil, nach 16…Db6 stellte Weiß fest, dass der Turm nur schwer anzugreifen ist und im Gegenteil die eigene Königin aufpassen muss. Nach 17.Ld2 Tb8 (stärker war 17…Txb2, denn das die resultierende Stellung ist tendenziell für Schwarz angenehmer zu spielen, was beide Spieler während der Partie nicht sahen) 18.Lc3 g5 galt es den einzigen Zug zu finden, der die Partie am Laufen hält.

(Schupp – Schiffer, 19.?)

19.d4 ist kräftig. Das Schlagen auf d4 hilft Weiß beim Entknoten, war aber dem Partiezug 19…Sed7 definitiv vorzuziehen. Jetzt muss Schwarz nicht nur immer auf einen Turmfang auf b5 aufpassen, sondern auch auf die Dame, die auf der langen, schwarzen Diagonale eindringen könnte, weil die schwarze Rochadestellung empfindlich und nachhaltig geschwächt ist. Nach weiteren Zügen kam es hier zur Vorentscheidung.

(Schupp – Schiffer, 22.?)

Schwarz hatte gerade 21…d5 gezogen, was auch einem Mangel an Alternativen geschuldet war. Was jetzt? Genau. Spielöffnung kann für die Läufer nur gut sein. 22.exd5 exd5 23.dxc5 Sxc5 24.Dd4

(Schupp – Schiffer, 24…?)

Uwe war zunächst der Meinung, daß 24…Sce4 nicht ginge, wegen 25.Lxe4 dxe4 26.De3 mit Angriff auf den Bauern g5 und die Dame auf d8 und bemerkte erst nach 24.Dd4, dass der Tb5 ja den Bg5 deckt. 24…Sce4 war also in der Tat der beste Zug in bereits schwieriger Stellung. Es folgte jedoch 24…Se6 und nach 25.De3 hatte Schwarz letztmalig die Chance zur Gegenwehr mittels 25…Lc5. Nach dem passiven 25…Se8 geht es wie weiter?

(Schupp – Schiffer, 26.?)

Neue Truppen für die Schlacht! 26.Lh3. Auch das von Maxi hinterher empfohlene 26.a4 ist nicht verkehrt. 26…S8g7 27.Sd4 (eliminiert einen wichtigen Verteidiger, währender der Se2 bislang nur interessierter Zuseher am Geschehen war) 27…Sxd4 28.Dxd4 Lf8. Jetzt regt sich weder der Lf8 oder der Sg7, weil entweder auf g7 oder h8 das Matt droht. Währendessen kann Weiß endlich mit der Operation ‚Freibauer am Damenflügel‘ beginnen, also

(Schupp – Schiffer, 29.?)

29.b4 axb4 30.axb4 und Schwarz gehen immer mehr die Züge aus. 30…Db6 bringt nur scheinbare Entlastung, denn 31.Dxb6 gewann nach 31…T5xb6 32.Txd5 bereits einen Bauern, da die Alternative 31…T8xb5 32.Lf1 noch schlechter war, da der Tb5 nun wirklich eingeklemmt ist.

Wir schalten uns kurz vor Schluß nochmal rein. Schwarz hat gerade mit 51…Txb7 einen ganzen Turm für den Freibauern b7 geben müssen. Frage: Wie schlägt man auf b7 wieder?

(Schupp – Schiffer, 52.?)

Ja, in der Tat. 52.Lxb7 wäre ungenau, denn nach 52…Se3+ 53.Kg1 Ta1# wäre der falsche König Matt. Also, doch lieber 52.Txb7 und Schwarz gab auf. 4 – 3 und damit zum ersten Mal die Führung für uns.

Jetzt mußte nur noch ein Halber an Brett 1 her, und das mußte doch reichen, oder? Ebendort war lange Zeit wenig bis nichts passiert und die Partie hatte die Remisbreite in den ersten 40. Zügen wohl nie überschritten. Dort stand es nach Uwes Sieg so:

(Wrede – Di Capua, 46.?)

Klar steht der schwarze Turm einen Tick passiv, aber müsste eigentlich reichen. Weiß unternahm veständlicherweise einige Gewinnversuche geriet dabei aber irgendwo auf die falsche Bahn. Vermutlich hier:

(Wrede – Di Capua, 52.?)

Eigentlich egal, wohin man mit dem Monarchen zieht, nicht wahr? Würde man denken, ist es aber nicht. Unbedingt angezeigt war 52.Ke3 was nach 52…f4+ 53.Ke4 eine kleine Festung bedeutet hätte. 52.Ke2 f4 53.c4 dagegen hätte Franco mit 53…e4 schön kontern können, wonach die weiße Lage bedrohlich wird. Der Automatismus 53…bxc4 54.bxc4 bedeutete hingegen, daß Weiß anstatt nur einen nun auch zwei Freibauern besaß. Nach 54…Kf5 55.c5 Td4 56.b5 hatten wir nur noch einmal Glück, denn hier besaß Mörlenbach ein letztes Mal die Chance auf den Mannschafts-Ausgleich.

(Wrede – Di Capua, 57.?)

57.Tf7+. Häh? Wozu dat denn? Nix anmerken lassen. Lieber 57…Ke6 oder 57…Ke5? 57…Ke6 erlaubt 58.Txf4, also lieber 57…Ke5, was aber nach 58.c6 f3+ 59.Kf2 Td2+ 60.Ke1 Tc2 61.c7 e3 62.Kd1 Tc5 63.Txf3 Txc7 64.Txe3+ ins Auge gehen könnte. In der Partie folgte aber 57.b6 und am Ende war es sogar Franco, der noch hätte gewinnen können:

(Wrede – Di Capua, 64…?)

Nach 64…Kc3 (oder jedes anderen Königszugs auf die c-Linie) sieht Weiß alt aus, denn Schwarz macht sich auf jeden Fall zuerst eine Dame. Zum Beispiel: 65.c7 f2 66.Tf7 e2 und aus. Franco spielte mannschaftsdienlich auf Nummer Sicher und akzeptierte das Dauerschach nach 64…Ke4 65.Te7+. Remis und damit ein wichtiges Viereinhalb für uns.

Nach dem dritten Spieltag halten wir also fest: wir liegen zusammen mit Rödermark/Eppertshausen auf Rang 1 (Mannschafts- und Brettpunktgleich!), aber erst am 7. Spieltag wäre der Tag der Entscheidung, sofern beide Mannschaften bis dahin vorne bleiben sollten. Den ersten Schritt dafür können wir bereits nächstes Wochenende tun, wenn wir ohne Neid in Nied (Anm.: dieses Wortspiel macht keinen Sinn, hat mir aber aus rein ästhetischen Gründen gefallen) antreten.

Ach so, und wer ist jetzt eigentlich der unwahrscheinliche Verfolger von uns in der Landesklasse Süd? Genau. Wir! Nämlich in Form unserer Dritten, die bislang über sich hinaus gewachsen ist.

Also, bis neulich!

-ewu