1. Mannschaft

Souveräner Sieg der Ersten gegen Hofheim – Der Spieltagsbericht unserer Ersten

Gernsheim I gegen Hofheim II lautete das erste Duell in der Hessenliga im Jahr 2017. Hofheim II war als Aufstiegsfavorit in die Saison gestartet, ein Team gespickt mit erfahrenen Bundesligaspielern um die beiden Internationalen Meistern Erik und Arne Zude. Trotzdem lief es bei Hofheim bislang nicht rund, mit 2 Punkten nach 4 Spielen war man deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben und befindet sich nun sogar in den Abstiegsregionen. Wir erwarteten daher starke Gegner und gingen (natüüüüüürlich ;-)) Top-vorbereitet in den Mannschaftskampf.

Allerdings hatte Hofheim ein perfides System entwickelt, um unsere Vorbereitungen auszuhebeln – und so erschien plötzlich das etatmäßige achte Brett an Brett 2. Tatsächlich: Hofheim trat mit 2 Stammspielern an, was Robert kurz vor Beginn zu der Erkenntnis: „Oh fuck, i prepared for his brother (playing d4), and this guy always plays e4!“ brachte.

Nun gut, da wir aufgrund der vielen Ersatzspieler vermutlich an keinem Brett eine gelungene Vorbereitung hatten mussten wir eben darauf bauen, dass wir an vielen Brettern besser besetzt waren.

Schon früh mussten wir allerdings einen kleinen Rückschlag hinnehmen. Frank (R.) hatte zwar das erste Remisangebot nach 10 min noch kampfesmutig abgelehnt, nach ca. 10 Zügen und einer nicht ganz optimalen Fortsetzung in der Eröffnung sich dann nach knapp 45 Minuten doch zum Remis durchgerungen. Die Endstellung war allerdings auch schon wirklich OK für Schwarz, manchmal muss mal halt auch klein beigeben können.
In der Endstellung hatte Schwarz gerade g5 gezogen, was das weiße Zentrum doch gehörig unter Druck setzt:

Kurz zuvor hätte Frank wohl mit Lb2 statt La3 einen ganz guten Eröffnungsvorteil erspielen können.

Eher nicht so gut verliefen auch die Eröffnungen bei Martin und mir. Den Vorbereitungsvorteil nutzte mein Gegner gut aus und gelang so in eine starke Variante, die mich zu einigen unnötigen Damenzüge zwang, so dass wir zu folgender Stellung gelangten:

Wie man sieht hat Weiß noch nicht allzu oft gezogen (OK, die Kenner wissen natürlich, dass ich genau so oft gezogen habe wie mein Gegner, nur wirklich sehen kann man es nicht ;-)). Hier hätte Schwarz mit dem guten Ld7 sich weitere Tempi holen können und steht schon deutlich besser. Allerdings hatte Schwarz hier wohl Angst davor, den b7-Bauer zu verlieren (was mich dann übrigens nochmals einige Damenzüge gekostet hätte und nicht wirklich in Betracht kam), und spielte das eher ruhige Dd7, was schließlich zum Damentausch und damit eine minimal bessere Stellung für mich führte. Wie es weiterging? Das sehen wir später.

Auch Martin sah sich recht früh mit einem frechen Damenausflug konfrontiert. Schon wieder ein Schach auf a4, man könnte meinen, das ist ein wiederkehrendes Motiv gewesen am Sonntag 😉

Auch hier gibt es viele ordentliche Züge. Dd7 ist ok, Ld7 nebst Lb5 ist schon richtig stark, da Weiß große Probleme mit der Rochade und dem Feld d3 hat. Aber Martin wäre ja nicht Martin, wenn er diese normalen Züge machen würde. Martin fand daher das etwas kuriose Kf7, was in dieser Stellung zwar der kreativste, aber leider auch der schlechteste Zug war. Danach war es auf dem Brett lange Zeit erst einmal etwas mau (wie übrigens Kevins Stellung in der Zweiten zu diesem Zeitpunkt auch…).

Die Eröffnungen bei den anderen waren allerdings ganz ordentlich. Peter stand so wie immer mit Schwarz, also einfach mal die Diagramme der letzten Berichte anschauen, so oder so ähnlich stand es auch dieses Mal wieder 😉 Auch Frank (W.) und Emery kamen in ihnen bekannte Stellungen hinein, so dass hier abzuwarten blieb, wie sich die Mittelspiele entwickeln würden.

Ein Blick nach rechts zu Robert brachte zufriedene Beobachter, denn Robert kam gegen den mit Abstand stärksten Hofheimer sehr gut aus der Eröffnung heraus. Nach einigen Zentrumsaktivitäten spielte Robert in folgender Stellung…

das typische d5, wonach Weiß mit einem Isolani verbleibt. Ob der nun gut oder schlecht war? Man weiß es nicht, aber Roberts Figuren standen schon einmal gut, um den Isolani über d5 zu blockieren, da sollte also erst einmal nicht so viel passieren.

Nach Franks frühen Remis mussten wir also die erhofften Punkte an anderen Brettern holen. Und so nach und nach konnten wir vor allem an den beiden hinteren Brettern uns deutliche Vorteile erspielen.

Frank hatte seine Stellung deutlich verstärken können, belagerte den rückständigen Bauern (für die nicht Schach-Leser: Das ist keine gemeine Beleidigung, sondern eine Bezeichnung für einen schwachen Bauer, der nicht mehr gut verteidigt werden kann). Nun galt es aber den Durchbruch zu finden.

Frank fand hier das schöne e5, was alle weißen Figuren aktiviert und zugleich auch einige Bauern gewinnt. Hier war es nur noch eine Formsache, das Ende war auch nochmals einen Blick wert:

Hier galt es, die Lösung für das Rätsel zu finden, wie man den schwarzfeldrigen Läufer befreit, um so auch die e-Linie zu gewinnen.
Mit dem Zug b5 kann Weiß letztlich alle seinen Bauern opfern, um so an den gegnerischen König heranzukommen.

Peter musste sich in folgender Stellung mit dem aggressiven f5 seines Gegners auseinandersetzen:

Was tun? Stehen lassen, tauschen? Natürlich nicht! Hier spielte Peter das schematische e5, was den weißen Angriff zum Erliegen bringt und den Bauer e4 weiter als Angriffsziel festlegt. Richtig stark wird der Zug, wenn man berücksichtigt, dass nach Sc2 auch noch b5 folgen kann. Sollte Weiß den Bauern auf b5 schnappen, würde der listige Springer mit Db6 mit hässlichen Doppelangriff auf König und Springer schneller das Brett verlassen müssen als er sich das vorher vorstellen konnte. Nach b5 bekommt Peter starkes Spiel auf c – und a Linie.
Auch hier war das Ende wieder einen genaueren Blick wert:

Peter hatte gerade mal wieder (scheinbar) eine Qualität geopfert. Nach Lxc4 folgte jedoch Sg3 nebst Dh1 was die Partie dann zu Gunsten von Peter schnell beendete.

Mit einem 2,5 – 0,5 Vorsprung können wir uns getrost den anderen Paarungen zuwenden.

An Brett 3 und Brett 4 schlugen taktische Meisterleistungen von Ingo und Emery zu. Mit welcher Finesse die beiden ihren Gegner in mehrzügigen Kombinationen dazu zwangen, die Partien aufzugeben, war schon ein Highlight…

Betrachten wir uns zunächst Ingos Stellung:

Ingo steht natürlich ein bisschen besser. Der Bauer ist rückständig (huch, schon wieder!) die Türme stehen gut, auch der Bauer auf b4 kann einmal ein Angriffsziel werden. Ingos Gegner spielte in der Stellung allerdings Ke7, wonach der Bauer auf e6 gefesselt war. Ingo spielte das logische Lxd5 (ich sag, ja taktische Meisterleistung!), wonach der Gegner sofort aufgab.

Emerys Gegner hatte nach der Eröffnungsphase einen deutlichen Vorteil herausspielen können. In folgender Stellung hatte der Gegner etwas übermutig eine Figur geopfert, um einen sehr starken Springer auf d6 (Auch genannt „Riesenkrake“) zu erhalten und einige Drohungen aufzustellen:

Hier hätte Schwarz wohl mit g6 fortsetzen müssen (interessant wäre auch Dxg2, wonach Schwarz am Ende mit einem Bauern gegen eine Qualität verbleibt, allerdings bei guter Bauernstruktur und einem Läuferpaar). Emery spielte das weniger gute Te7, was zu einer deutlich stärkeren Stellung für Weiß führte.

Das Ende erinnerte ein wenig an Ingo:

Emerys Gegner spielte Sf5, wonach Db1 mit Doppelangriff auf Springer auf König die Figur gewann.

Der Mannschaftskampf war damit entschieden.

Die restlichen Partien waren also nur noch Formsache. Den fünften vollen Punkt konnte ich an Brett 2 einfahren.
Nachdem wir mehrere Figuren getauscht hatten, galt es, den gegnerischen Doppelbauern auszunutzen.

Nach f4 muss Schwarz die richtige Fortsetzung finden, um die Partie in der Remisbreite zu belassen. Weniger gut war das von meinem Gegner gespielte fxe Sh5 Lg4, wonach Sxe7 Sxe7 Txe8 Txe8 Sxf6 einen Bauern gewinnt. Das spätere Endspiel war zwar nicht so einfach, mit dem Mehrbauern allerdings letztlich gewonnen – zumal mein Gegner den 39. Zug etwas zu langsam ausführte und daher auf Zeit verlor.

Martin hatte seine chaotische Stellung wieder einigermaßen im Griff, spielte allerdings in folgender Stellung:

das ziemlich ungenaue Sxe4 was leider nach Lxe4 einfach eine ganze Figur kostet. Nach dem erzwungenen Zwischentausch auf b4 kann Weiß mit Lb7 ein Tempo gewinnen und nach Tc7 gemütlich den Läufer auf b4 schlagen. Damit öffnet Weiß die a-Linie und droht Ta8. Die Partie war also rum 

Robert schließlich kämpfte die mit Abstand längste Partie des Abends. Robert blockierte den Isolani, es gelang ihm aber auch nicht, so richtig weiteren Druck aufzubauen. Roberts Gegner lauerte auf einen Fehler, der dann letztlich auch kam.

In dieser Stellung:

Entschied sich Robert dafür, den a-Bauern zu opfern und spielte Sf6, um den Turm aus dem Spiel zu nehmen. Leider konnte der Turm jedoch sich über a7 dennoch weiter am Geschehen beteiligen, so dass Weiß letztlich mit dem Mehrbauer verblieb.

Die Partie ist ganz interessant, daher hier also mal die ganze Partie:

Mit dem souveränen 5,5 – 2,5 stehen wir weiter auf Rang 2 und haben nun schon drei Punkte Vorsprung auf den dritten Rang. Allerdings können wir uns hierfür natürlich nichts kaufen, da nur der Sieger der Hessenliga in die Oberliga aufsteigt. Erster ist nach wie vor Griesheim, die auch das fünfte Spiel in Folge mit 4,5 – 3,5 gewannen.

Das direkte Aufeinandertreffen findet erst am letzten Spieltag statt, so dass die Saison möglicherweise spannend bleibt.

Am nächsten Spieltag wartet das schwere Auswärtsspiel in Bad Homburg.

Vür Rechtschreibpfähler und falsche gramatik werden keine Hafdung übernomen.