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Zweifach-Coup beim Frankenthaler Weihnachtsopen

Fast unmittelbar vor der Haustür von Gernsheim liegt das pfälzische Städtchen Frankenthal, wo dieses Jahr zum dritten Mal zwischen den Jahren ein „Weihnachtsopen“ des SK Frankenthal ausgerichtet wurde.

Dieses Jahr waren leider nicht ganz so viele Gernsheimer mit am Start, dafür lieg es aber für unsere Teilnehmer umso besser.

In der B-Gruppe waren Martin W. und Manon am Start, für die die B-Gruppe besonders interessant ist. Gespielt werden darf dort nur mit einer DWZ bis zu 1800, alles darüber, muss in die A-Gruppe wechseln. Für Manon und Martin hieß dies, dass es viele interessante Duelle mit etwa gleichstarken Gegner geben sollte und man zugleich – selbst bei einer DWZ von 1700 – auch Chancen hatten, in einen von 8 Preisrängen zu rutschen.

Ein bärenstarkes Turnier konnte hierbei Martin abliefern. Er begann – wie Manon übrigens auch – mit 2,5 Punkten aus den ersten drei Partien. In Runde 4 gab es einen ersten Rückschlag, als Martin eine sehr aussichtsreiche Stellung – bedingt durch die fortlaufende Zeit – nicht verwerten konnte und anschließend sogar verlor. Ebenfalls eine Niederlage gab es für Manon in der 4. Runde, als Manon in einer Nebenvariante im Skandinavier nach einem fehlerhaften Zug ziemlich unter die Räder kam.

Während Manon anschließend unglücklich gute Stellungen nicht verwerten konnte (darunter ein Turmeinsteller mit einem gleichzeitigen Remisangebot…), ging es bei Martin dann wieder bergauf. Es folgte in Runde 5 und Runde 6 zwei sehr schöne Siege, so dass er in der Schlussrunde schon auf einem guten 4. Rang lag. In der B-Gruppe ging es hierbei sehr eng zu, was bereits die Tatsache zeigt, dass etwa 20 Spieler mit einer DWZ von ca. 1700 – 1800 am Start waren und die sich natürlich zum Turnierende fast alle oben um die Plätze tummelten. Martin übernahm mit Schwarz die INitatiave, nach einigen Figurentauschs musste er jedoch einsehen, dass das entstehende Endspiel für ihn recht schwierig werden würde, er bot Remis an. Sein Gegner – DOminik Wieber, ein alter Bekannter von unserem Jugendopen – lehnte zunächst ab, wenige Züge später einigte man sich dann doch auf das Remis. Es wurde noch ein wenig gefiebert, bis dann das Endergebnis feststand: Martin wurde dank der besten Buchholz im Turnier Zweiter in der B-Gruppe! Herzlichen Glückwunsch!

Manon konnte am letzten Tag nochmal anderthalb aus 2 holen und war am Ende 27te. Sicher nicht zufriedenstellend, die Partien waren fast ausnahmslos sehr vielversprechend, zum Sieg reichte es dann häufig doch nicht.

In der A-Gruppe waren mit Frank und mir auch zwei Gernsheimer am Start.

Für Frank und mich lief es hierbei zu Beginn des Turniers sehr gut. Nach 4 Runden standen wir beide mit 3 Punkten gut da. Frank hatte hierbei gegen drei leicht schwächere Gegner – nach meiner Einschätzung – recht souverän gewinnen können. Nur gegen den Turnierfavoriten, den sympathischen altbekannten IM Vadim Chernov musste er sich in der zweiten Runde nach langem Kampf geschlagen gegeben. Auch ich konnte gegen zwei nominell schwächere Gegner mehr oder weniger souverän gewinnen und gab gegen zwei Jugendtalente mit Schwarz zwei Remisen ab, eines davon gegen den Holländer Pieter Verhoef, der am Ende den Jugendpreis (ungeschlagen bei 6 Remis…) gewann, sowie gegen Julius Muckle, der 2016 Siebter der Deutschen Meisterschaften der U16 wurde.

In den Runden 5 – 7 holte Frank dann noch drei Remis und schloss das Turnier daher als hervorragender 10ter ab und konnte damit wieder einmal einige DWZ Pünktchen drauflegen.

Ich konnte in Runde 5 gegen den Altmeister Dieter Villing nach langem und zähen Kampf gewinnen, nachdem ich in der Eröffnungsphase relativ früh einen direkten Sieg übersehen hatte.

Da die Konkurrenz entweder arg früh remis gab oder aber wie Vadim Chernov immer wieder in guten Stellungen letztlich nicht über ein Remis hinauskam, gab es in Runde 6 nur 4 Spieler mit 4 aus 5. So fand ich mich mit Schwarz an Brett 1 im Duell mit IM Nekrasov wieder. Meine intensive Vorbereitung auf den erwarteten Sizilianer wurde schon einmal durch den ersten Zug (1.d4) zunichte gemacht.

Sicher kennen viele von euch das berühmte Spiel „Finde den Unterschied“. Daher also hier gleich mal ein Beispiel:

oder

In beiden Stellungen kommt Lf5 in Betracht, verbunden mit der Idee, die Dame von c2 wegzulocken, um auf b2 nehmen zu können. Blöderweise ist es nur so, dass dies in einer der beiden Stellungen eine gute Idee ist, in der anderen jedoch nicht. Blöd war auch, dass mir das leider gar nicht so bewusst war, als ich in der 1. Stellung Lf5 spielte und mir schon etwas mulmig wurde, als mein Gegner a tempo auf f5 nahm. Das Problem ist tatsächlich, dass anschließend immer der Bauer auf d5 hängt, die weiße Dame kommt schließlich nach b5 und von dort verhindert sie, dass die Dame von a1 jemals wieder das Licht erblicken wird. Und tatsächlich die Dame verabschiedete sich schließlich und ich geriet in eine völlig verlorene Stellung (noch dazu ohne Zeit, da mein Gegner praktisch nicht nachdenken musste).

Allerdings sind wir in Gernsheim ja dafür bekannt, auch einmal zur Not auf Tricks zurückzugreifen und so spielte ich Se7 und es kam damit zu folgender Stellung:

Natürlich bleibt die Stellung verloren so ziemlich jeder Zug wird auf Dauer für Weiß gewinnen. Mein Gegner schlug auf g7, worauf ich ein wenig mit Se7 spekulierte. Sxf5 – was nahe liegt und vermutlich primär berechnet wurde – scheitert an Df8 + nebst Dxf5. Allerdings geht Txf4, was mein Gegner wohl übersehen hatte. Nun muss Kh3 folgen, wonach ich den Läufer auf f5 gewinne und vermutlich sogar mit den beiden Türmen nun auch besser stehe. Mein Gegner spielte jedoch Kh5 – vermutlich in dem Versuch mit dem aktiven KÖnig noch etwas auszurichten. Es folgte Th4 wonach die Dame verloren geht und die Partie entschieden war.

Man kann es nicht anders sagen: Seeeeeeehr glücklich gewonnen und sicherlich nicht verdient, aber manchmal gehört das im Schach wohl dazu, Partien zu verlieren, wo man besserstand und eben auch mal Partien zu gewinnen, wo man eigentlich schon fest für die Verliererstraße gebucht war.

Da auch in Runde 6 der Remisreigen der anderen Bretter nicht abebbte war ich nun einen halben Punkt alleine vorne. Nach dem Kurzremis in der letzten Runde konnte ich mich also zurücklehnen – Platz 2 war schon einmal sicher, alles andere wäre Bonus. Als dann an Brett 2 (schon wieder) schnell remis gemacht wurde, war klar, dass ich tatsächlich auch am Ende noch Erster sein würde. Wirklich unglaublich. So kann ein Jahr enden 🙂

Es bleibt zu hoffen, dass bei den nächsten Open vielleicht wieder ein paar Gernsheimer mitspielen, schließlich kann es sich ja lohnen 😉

Familie Schupp und Niederdorfer spielten übrigens in Erfurt mit, Uwe spielte sensationell auf, auch Mathias war klasse drauf. Ich vermute mal, wie lesen bald auch einen kleinen Artikel von ihm. Glückwunsch also auch nach dort.