3. Mannschaft

SKG III: Auftakt nach Maß

„Dicke Bretter bohren“ ist eine deutsche Redewendung für die Arbeit an schwierigen Problemen, die man mit viel Geduld lösen kann. Es ist wohl nicht übertrieben, wenn ich am 1. Spieltag, den SC Breuberg damit in Verbindung bringe, bei dem wir zu Gast waren. Der SC Breuberg stellt die zweitstärkste Mannschaft in der Starkenburgliga und ist ein ambitionierter Titelanwärter. Also fingen wir an die Bretter zu bohren – langsam, gleichmäßig, mit viel Geduld und oft ausgereizt:

Das einzige Frauenduell an diesem Tag, entschied Manon (Brett 5, weiß) für sich, da die Gegnerin nicht erschienen ist. Manon wusste sich aber zu beschäftigen und der Kindle Reader war da eine willkommene Ablenkung. Zwischendurch war ich echt neidisch darauf, da mein Buch (Harry Potter und der Stein der Weisen), die ganze Zeit im Rucksack blieb. 😉

Die genaue Rheinfolge der einzelnen Punktergebnisse bekomme ich nicht mehr zusammen, weil 5 Partien fast zeitgleich ihr Ende gefunden haben. Machen wir mal mit Stefan weiter.

Stefan (Brett 8, schwarz) kam in eine Damengambit-Stellung und er suchte seine Angriffsideen am Königsflügel. Der Gegner probiert es mit einem Minoritätsangriff am Damenflügel. Weiß setzte seine Angriffsbemühungen schneller um und sorgte für die erste Schwäche (rückständiger Bauer auf c6) im schwarzen Lager. Stefan tat sich mit der Stellung schwer und der Bauer ging dann irgendwann verloren. Nichtsdestotrotz wollte Stefan sich nicht geschlagen geben und suchte sein Unheil mit Turmmanövern in der gegnerischen Hälfte. Sein Kontrahent befand sich mittlerweile in akuter Zeitnot und nahm ohne zu zögern, dass Remisangebot von Stefan an.

Tobias K. (Brett 4, schwarz) erreichte eine gute Stellung mit der slawischen Verteidigung. Zur rechten Zeit führte er den König, mittels großer Rochade, auf die andere Seite des Schachbrettes und startete einen Angriff am Königsflügel mit h6 und g5. Alle Figuren standen goldrichtig und versprach eine goldene Zukunft. Weiß versuchte sich am Damenflügel zur Wehr zu setzen. Heute war aber der Zeitnottag und auch Tobias rannte die Zeit davon. Bei noch 6 ausstehenden Züge, und einer halben Minute – auf einer mechanischen Schachuhr, verpasst er den Gewinnweg und entschied sich für ein Dauerschach um das Remis abzusichern. Für mich die schönste Partie im gesamten Wettkampf.

Anne´s (Brett 7, weiß) Partie war recht lange ausgeglichen und wir mussten uns hier erstmal keine Sorgen machen. Als die Partie sich in Richtung Zeitnot bewegte, verlor Anne zwar Augenscheinlich einen Bauern, um dann aber zwei Bauern zurückzugewinnen. Diesen Vorteil konnte Anne in einen vollen Punkt verwandeln. Ich sag´s doch immer wieder: Anne ist unser Taktikmonster. Egal was Sie angeblich einstellt, wird hinterher wieder verzinst. 😉

Martin W. (Brett 3, weiß) spielte eine ordentlich positionell geführte Partie, bei der man sich (fast) nie Sorgen machen musste. Das fast, galt der Zeitnotphase, aber auch hier spielte Martin die Partie technisch sauber runter. Am Ende einigte man sich per Handschlag auf Remis, da die Stellung mit einigen Steinen nichts mehr hergab.

Karsten (Brett 2, schwarz) musste sich mit dem Londoner-System auseinandersetzen und nahm das Heft des Handels in die Hand. Mit Schwarz entschied er sich für den Aufbau mit c6 und Db6. Weiß hielt mit Db3 dagegen – aber zum Damenabtausch kam es nie. Schwarz verschaffte sich Raum am Königsflügel mit h6 und g5 und parkte seinen Springer auf e4 und f6. Rechtzeitig ging die Dame auf c7 wieder zurück gefolgt von der großen Rochade. Zwischenzeitlich hatte Weiß kurz rochiert und der Königsangriff von schwarz nahm Formen an. Auf der g-Linie macht Karsten nun mit dem Turm druck und die Fesselung des Läufers auf g3, brachte letztendlich den Durchbruch in der Partie. Erst gewann Karsten einen Bauern und im Anschluss beherrschte er die weißen Felder, was dem weißen König zum Verhängnis wurde. Weiteres Material wollte der Gegner nicht geben und gab auf.

Michael (Brett 1, weiß) eröffnete mit Englisch und kam in eine interessante Stellung gegen den stärksten Spieler von Breuberg. Michael konnte die Dame auf f6 tauschen, was dem schwarzen einen isolierten Doppelbauer einbrachte. Da auch einige andere Figuren bereits getauscht waren, war ich voller Hoffnung, dass  die Stellung mindestens ein Remis hergeben würde. Wie bereits anfangs schon erwähnt, war aber heute der Zeitnottag, und Michael verlor dort eine Qualle. Hier fehlte letztendlich das Quäntchen Glück, was man halt gegen einen Spieler, mit knapp 2.300 DWZ benötigt.

Alex (Brett 6, schwarz) spielte gegen den selben Gegner wie im Vorjahr. Auch die Stellung war fast identisch. Schnell kam man ins Turm-Turm-Läufer- gegen Turm-Turm-Springer-Endspiel und beide Seiten mussten mit einer Schwäche in ihrem Lager leben. Bei Alex war es der isolierte Doppelbauer auf c6 und c7 und Weiß hat einen Isolani auf d4. Geschickt verteidigte Alex den Doppelbauer und machte ebenfalls Druck auf den Isolani. Irgendwann gruppierte Weiß die Türme von der C-Linie auf die E-Linie um, was Alex nicht mehr parieren konnte. Das eindringen der Türme, auf die untersten Reihen, hatte schwerwiegende Folgen und Alex verlor den Springer – und gab auf.

Am Ende sprang ein verdienter 4,5 zu 3,5 Sieg für uns heraus.

Fazit: Auch die dicksten Bretter kann man überwinden! 🙂

Br. SC Breuberg I : SK 1980 Gernsheim III 3,5 : 4,5
1. Leiter, Thomas (2283) : Krinke, Michael (1994) 1 : 0
2. Grebner, Benrd (1917) : Hilsheimer, Karsten (1843) 0 : 1
3. Piljic, Srecko (1886) : Wasserrab, Martin (1764) ½ : ½
4. Stapp, Rüdiger (1765) : Kühner, Tobias ½ : ½
5. Schillinger, Friederike (1816) : Müller, Manon (1697) – : +
6. Beck, Uwe (1868) : Zwerenz, Alex. (1744) 1 : 0
7. Bejan, Viorell (1687) : Lukas, Anne (1761) 0 : 1
8. Morgenroth, Fabian (1594) : Fischer, Stefan (1531) ½ : ½

Der nächste Spieltag findet am 09.10.2016, 9:00 Uhr, Heimspiel gegen den SC FK Babenhausen statt.

Bericht: Karsten Hilsheimer

2 Kommentare zu “SKG III: Auftakt nach Maß

  1. Ergänzung zu Brett 1.
    Wer im 26. Zug in einer bequemen und von Fritz 14 mit 0,93 als besser bewerteten Endspielstellung ohne akute Zeitnot-Probleme den 2. vor dem 1. Zug spielt und somit einen Turm ( der Turmzug war mit Zwischenschach geplant) sich von einem Springer wegnehmen lässt, hat nicht gegen den DWZ stärksten Spieler verloren, sondern gegen sich selbst.

    • Karsten Hilsheimer

      Wir dachten, es wäre in der Zeitnotphase passiert. Leider habe ich die Niederlage erst mitbekommen, als ich fertig war.

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