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Zwei Preise in Frankenthal

Der letzte Tag in Frankenthal begann für mich mit einer etwas unglücklichen Auslosung. Während es viele Spieler mit 3 Punkten mit etwa gleichstarken Gegner zu tun bekamen, musste ich gegen IM Koziak ran. Allerdings konnte ich meine Lieblingsvariante gelangen und so hatte ich die Gelegenheit, nach nur wenigen Zügen die Dame gegen immerhin drei Leichtfiguren zu opfern. Wie war die Stellung einzuschätzen?

Nun, in der Partie wussten wir es beide nicht und so entschieden wir uns nach knapp 20 Zügen dazu, Remis zu machen. Auch nach der Partie wussten wir übrigens nicht, wie die Stellung nun eigentlich war. Als wir abends gefühlte zwei Stunden auf eine Partie warten wussten analysierten 4 der 5 anwesenden IMs und GMs das Damenopfer. Es gab die wildesten Varianten mit sehr kreativen Materialverteilungen (Dame und 4 Bauern gegen Turm und Läuferpaar usw.), aber wohl kein Endergebnis. Remis war also wohl ok…

Im A-Turnier gab es leider an den ersten 12 Brettern gleich drei weitere Aussteiger (am 3. Tag waren bereits 2 Spieler wohl wegen zu schlechtem Ergebnis ausgestiegen), so dass einige Spieler durch kampflose Siege nach vorne rückten. Die Gernsheimer erwischte es hierbei allerdings nicht. Martin kämpfte sich am Ende bei unklarer Stellung in ein Springerendspiel, das von beiden Seiten nicht mehr zu gewinnen war – auch hier also ein Remis.

Jens hingegen hatte durch eine weniger geschickte Zugreihenfolge im 5. Zug die Wahl, ob er sich Schäfermatt setzen lässt oder den Bauern auf e5 verliert. Na gut, mit einem Bauern weniger ging es dann weiter, in schlechter Stellung wich er einer Zugwiederholung aus – vermutlich wusste er, dass sein etwas schlechterer Gegner schon noch einmal einen Fehler machen würde. Und so kam es denn auch, Jens gewann – wir wissen nicht warum 😉

Marco stand nach meinem Geschmack eigentlich ganz gut, allerdings wurde er anscheinend immer nervöser, als Jens seine schlechte Stellung noch drehte (sie spielten nebeneinander), jedenfalls kam es in gegenseitiger Zeitnot zu einem schlechten Aufbau der Figuren von Marco, was letztlich eine Figur kostete.

In der B – Gruppe konnte Yvonne morgens gegen einen stärkeren Gegner lange Zeit eine sehr gute Partie zeigen und endete in einem Endspiel mit vielen Bauernschwächen. Bei dem Versuch, einen Bauern zu gewinnen, fand der Gegner eine Remisschaukel. Allerdings hätte Yvonne auch ausweichen können und sich dann auf die anderen schwachen BAuern konzentrieren können. Mit dem Remis war sie daher auch nicht ganz zufrieden.

Manon sah sich den ungeliebten „hängenden Bauern“ gegenüber, die sie letztlich dazu zwangen, eine Figur zu opfern. Der Gegener wollte nicht, stand aber dennoch richtig gut und hätte eigentlich auch gewinnen können. Am Ende schaffte es Manon etwas glücklich, in ein Leichtfigurenendspiel abzuwickeln, was dann für sie gewonnen war. Also auch da war auf einmal alles wieder im Lot.

Martin W. kam in der 6. Runde über ein Remis nicht hinaus. Im Endspiel Turm – Läufer gegen Turm-Läufer hätte wohl derjenige verloren, der auf Gewinn spielt, daher war das Remis auch in Ordnung.

 

Die siebte Runde brachte dann in der A-Gruppe ein etwas ausgedünnteres Spielerfeld, ein weiterer Spieler war „verschwunden“. Die Aussteiger hatten übrigens auf das Gesamtergebnis durchaus einen Einfluss, da dies einigen Spieler doch Buchholz kostete und dazu führte, dass ich plötzlich mit das beste Buchholz im Feld hatte, nachdem ich bis zur 4 Runde noch (nach Jens) fast das schlechteste Buchholz hatte.

Fangen wir mit der B-Gruppe an. Nachdem vor der Runde angesagt wurde, dass es entgegen der Ausschreibung nun doch einen Frauenpreis geben sollte, bot Manon früh remis, was der Gegner annahm. Damit war klar: Manon oder Yvonne würden den Frauenpreis gewinnen. Am Ende blieb der Preis bei Manon, denn Yvonne konnte zwar wieder einen Eröffnungsvorteil herausspielen, entschied sich dann aber – obwohl sie die bessere Variante gerechnet hatte – für den falschen Zug, so dass ihren KÖnig aus der Mitte nicht mehr wegbekam und dann schließlich leider verlor.

Martin kämpfte wie gewohnt, sah sich aber in einem schlechten Doppelturmendspiel wieder, in dem der Gegner nicht nur zwei Mehrbauern, sondern auch die aktiveren Türme und den aktiveren König hatte. Da war dann leider nix mehr für ihn drin.

In der A-Gruppe schon Martin relativ schnell, was ihm sein fünftes Remis im Turnier einbrachte (also ehrlich, Martin, das geht ja gar nicht!). Bei mir dauerte es mit dem fünften Remis (Also ehrlich, Maxi, das geht ja gar nicht!) etwas länger. Die Konstellation um die vorderen Plätze vor der letzten Runde war eigentlich ganz interessant, da alle Titelträger nicht mehr gegeneinander spielten, so dass ich mit einem Sieg wohl bis auf Rang 4 oder 5 hätte vorspringen können. In einer von beiden Seiten etwas eigenwilligen Partie stand ich jedoch gefühlt sehr schlecht als ich meinem Gegner remis anbot (tatsächlich war die Stellung allenfalls minimal besser). Angesichts davonlaufender Zeit war es aber vielleicht dennoch die bessere Wahl.

Jens hatte zu diesem Zeitpunkt tatsächlich bereits gewonnen. Er stand zwischendurch erneut sehr kritisch, hatte – wenn ich es richtig gesehen habe – auch Material weniger, als plötzlich der schwarze König sich mitten in einem Angriff wiederfand, der für Jens zu einem vollen Punkt führte. Auch Marco gewann, hier habe ich irgendwie gar nichts mitbekommen.

Was bleibt aus Frankenthal:

Yvonne und Martin dürften relativ deutlich DWZ verloren haben, bei Yvonne war deutlich mehr drin, besonders ärgerlich war die Partie gegen den doch recht schwachen 1200er, die sie nur verlor, weil sie nicht nachdenken wollte…. Manon gewann den Frauenpreis (Gutschein über 20 €) und hat wohl den Sprung über die 1700 wieder geschafft.

In der A-Gruppe lief es insgesamt recht gut. Martin hat nur eine Partie verloren und gegen viele stärkere Gegner remis gespielt und dürfte wohl recht deutlich zugelegt haben. Gleiches gilt für Jens, der nach einem richtig schlechten Anfang sich selbst wieder motiviert hat und trotz schlechter Stellungen am Ende vier SIege in Folge hinlegte und jetzt wieder einmal auf den Weg zur 2000 ist. Marco dürfte ein wenig verloren haben, ist aber vermutlich noch im Rahmen. Bei mir blieb ein siebter Rang (und damit 50 €), vermutlich ein paar DWZ-Minus und ein interessantes Damenopfer in der Eröffnung (ist übrigens in der Chessbase-Datenbank nicht zu finden).

Zum Abschluss gab es übrigens noch ein Highlight in der A-Gruppe. Als alle fertig waren und jeder auf die Siegerehrung wartete lief noch eine Partie. Ein Turmendspiel, wie es remiser überhaupt nicht sein kann. Weiß hatte einen Bauern mehr. Es begann mit 4 gegen 4 auf einem Flügel und einem freien b-BAuern. Es wurde getauscht es wurde gespielt, am Ende hatten wir g/f Bauer gegen f-Bauer. Der König des schwächeren war am Bauern dran, der Gegner des stärkeren abgeschnitten – kurzum: Remis. Aber der stärkere wollte nicht und so kam es, dass die beiden dank dem Fischer-Modus einfach immer weiter spielte und spielten und spielten und – gääääääähhhhhhhhhhnnnnnnnnnnnnn. Mittlerweile war das dritte (!) Partieformular angebrochen, dummerweise bekamen die beiden auch immer mehr Zeit als weniger. Dann ereignete sich, was der ein oder andere schon vermutet hatte: Der mit den zwei BAuern und dem abgesperrten Gegner schaffte es tatsächlich, beide (!) Bauern einzustellen und stand auf Verlust. Als wir uns dann schon darauf einstellte, dass nun der Gegner weitere 2 Stunden auf Gewinn spielen würde, willigte er in Remis ein – er hatte einfach keine Lust mehr. Die Partie endete dann nach etwa 6 Stunden (davon wohl etwa 3 Stunden Turmendspiel)…

Glückwunsch auch an Julius Grimm vom SchaFo, der nach einem ohnehin starken Turnier in der letzten Runde noch gegen GM Ikonnikov remis hielt und damit glaub ich vierter wurde. Außerdem könnte es für ihn für den FM-Titel gereicht haben!