1. Mannschaft

Auch nach dem zweiten Spieltag steht die Erste in der Hessenliga ganz oben

Ich kann eigentlich die Vorrede aus dem ersten Bericht kopieren. Wir sind der Aufsteiger und müssen erstmal nix beweisen. Machen wir natürlich doch – und wie! Das Fünfeinhalb gegen Gelnhausen war am Ende für die Gastgeber, die allerdings bei weitem nicht in Bestbesetzung antraten, noch schmeichelhaft. So kommt es etwas überraschend am kommenden Sonntag gegen Dettingen zur Spitzenpaarung im heimischen Stadion in der Riedstrasse. Doch erst nochmal -kürzer als sonst aufgrund knapper Zeit- zum 2. Spieltag.
 
An Brett 8 kam es zum Duell der Generationen, und Ihr dürft nicht zweimal raten, ob Blasko der Jüngere oder der Ältere war. Wie sagte ein Gernsheimer nach etwa 10 Minuten Spielzeit? ‚Der Kleine spielt ja gar nicht 1.e4, 2.Sf3 und 3.Lc4 wie alle in dem Alter – das zeigt, dass er schon sehr weit ist‘. So kann man das absolut sehen. Wie auch immer, es kam zu einem englischen Königsinder in dem Blasko natürlich die schnelle Entscheidung am Königsflügel suchen würde. Entsprechend ging er recht robust mit …Sh5 und …f5 zu Werke. Dagegen sah das weisse Gegenspiel am Damenflügel etwas langsam aus. Geht das hier ganz schnell zu Ende?
An Brett 7 sah man Frank R. bei einer interessanten Art der Aljechin-Behandlung, die auch dank baldigem Doppelbauer auf der c-Linie zu einem massiven Zentrumswall auf den schwarzen Felder führte. Entwicklungsnachteil führte dazu, dass sich der schwarze Gegner auch eher widerwillig für heterogene Rochaden entscheiden musste, was Frank dank der halb-offenen b-Linie natürlich entgegen kam. Auch das sah sehr ok aus für uns. 
Brett 6 sah Uwe mit Schwarz in unregelmäßiger Eröffnung nach 1.d4-d6. Früh tauschte Weiss auf e5 so dass die d-Linie aufging. Jetzt nur aufpassen, dass nicht allzuviele schwere Klötze auf derselben runterfliegen, sonst schütteln sich hier ruck-zuck zwei die Remishände. Das einzig Zählbare war der Le2 der von den eigenen Bauern eingekesselt doch etwas verloren aussah. Aber mehr als leicht besser für uns wars hier nicht nach 20 Zügen. 
Wo es optisch sehr gut aussah, und zwar nach viel weniger Zügen war an Brett 5 denn dort blitzte Neuzugang Robert seine ersten Züge nur so runter. Im giftigen Holländer mit frühem Gambit-Angebot standen sehr bald weisse Figuren auf den richtigen Feldern, langrochierter König, Dc2, Ld3, Sh3, Türme auf der offenen e-Linie – und kaum 10min Bedenkzeit verbraucht. Und damit auch wirklich fast jede Figur in den Angriff geworfen wurde kam auch noch Sh3-g5, was umgehend mit …h7-h6 beantwortet wurde. Und während ich noch überlegte, wo dieser Hoppser am besten hingehen würde (z.B. Se4 oder Sh7 um via Doppelangriff auf Tf8 und Sf6) mal ein paar Verteidiger abzuräumen, da zog Robert auch schon ohne gross Zeit zu verschwenden h2-h4. Und das Brett brannte, aber so wie es aussah zu unseren Gunsten. 
An Brett 4 bei Peter brannte gar nichts bzw. höchstens die Langeweile ein Loch ins Brett. Franzose mit d3, Tausch auf e4, Damen fallen vom Brett. Gähn. Weissfelder fallen vom Brett auf f1 und als alle an ein frühes Remis glaubten, da war….schwupps….der erste weisse Bauer weg, denn …Sd7xe5 konnte nicht durch weisses Sxe5 bedient werden, da sonst …Td1+ mit Spiess auf weissen Kf1 und Th1. ‚Wieso glauben die Leute, dass es keine Taktik mehr gibt sobald die Damen vom Brett sind‘ wird Peter später sagen. Recht hat er. Der Drops war noch nicht gelutscht, aber ab hier war es eine Frage der Technik.
An Brett 3 passierte unglaubliches, denn Ingos Gegner steckte im sehr normal aussehendem Läuferspiel doch über 45min in seinen achten (!) Zug, so dass er sehr bald für seine restlichen 25 Züge kaum noch 15 Minuten haben sollte. Und wie es oft so ist, wenn man lange überlegt (zumindest definitiv beim Autor dieser Zeilen): es kommt nix dabei raus, aber auch gar nix. So auch hier: 8….g5 bei fast symmetrischer Stellung anstatt eines weniger verfänglichen Entwicklungszugs wie z.B. 0-0 wäre nicht das Gebot der Stunde. Ingo war nur kurz verwirrt, spielte 9.Dd2 (g5 hängt) um nach erzwungenem …h6 sofort mit d3-d4 das Spiel zu öffnen. Mental war das 1-0 notiert. 
Auch an Brett 2 geschah erstaunliches, denn am Gernsheimer Brett sass oft….niemand! Wie der geneigte Leser weiss, lässt dort normalerweise Emery regungslos und lässig seine Bedenkzeit runterlaufen, nur ab zu unterbrochen von der lästigen Zugpflicht. Der aber lief rum. Echt jetzt. War aber auch nicht nett von ihm Reti einfach mal den Bauern nach f5 zu setzen. Das schwächte zwar den Bauern e6, bzw. wie ja so oft das Feld vorm Bauern, und in der Tat machte sich via eben diesem Feld ein Turm auf den beschwerlichen Weg nach b5, um in Kombination mit dem Retiläufer auf g2 gewissen Druck auf den schwarzen Damenflügel auszuüben. Naja, Emery würde eine Lösung finden, immerhin sass er jetzt wieder am Brett.
Maxi hatte es mit einem Sizi zu tun. Wobei: wie nennt man das, wenn Schwarz den weissen Bauern d2-d4 einfach stehen lässt? Keinen Plan. Auf jeden Fall war es früh Essig mit Theorie und Freestyle rulte. Der Gegner brachte ein interessantes, aber wohl etwas zu optimistisches Bauernopfer, so dass nach elf Zügen bereits ein weisser Freimops auf a7 (gedeckt durch einen Läufer auf e3) zum Halten kam. Das ganze kostete Maxi nur einen Weissfelder und dank einem schwarzen Pendant auf a6 erstmal das Recht der kleinen Rochade. Der Computer sieht Weiss klar im Vorteil, aber ich schwöre, dass das am Spieltag für alle Beteiligten sehr unklar aussah.
Die erste (Nicht-)Entscheidung fiel an Brett 8. Der sehr junge Gegner Blaskos machte alles richtig, und setzte dem progressiven Spiel von Schwarz eine beherzte Zentrumsöffnung entgegen inkl. kleiner Taktik, so dass allerhand Zeug vom Brett fiel und in wohl bereits etwas gedrückterer Stellung nahm Blasko das Remisangebot gerne an. Und nur damit in diesem Bericht auch mal das Offensichtliche gesagt wird: dem Gelnhausener Talent steht natürlich eine goldene Zukunft bevor sofern er weiter hart an sich arbeitet. 0,5-0,5.
An Brett 7 gelang es dem Gegner etwas überraschend sich zu befreien und Franks mächtiges Zentrum mittels …c5 und …f6 zu sprengen. Mehr und mehr Figuren fielen vom Brett und als das Partienschiff gerade den Remishafen anlaufen wollte (boah, was für eine schlechte Metapher) geschah …Sd4xBc2, und nach dem simplen Tc1 (Fesselung, da der schwarze König ja wie erwähnt auf c8 langrochiert hatte) war der schwarze Kutter Leck geschlagen und kenterte sofort. 1,5-0,5.
Ingo schob das Ding locker nach Hause. Die d-Linie ging auf, der schwarze König wusste (auch dank…g5) nicht mehr wohin und die ersten schwarzen Klötze fielen vom Brett. Start-Ziel Sieg von Ingo. 2,5-0,5.
Remis endete die Partie von Emery, ohne das viel passiert wäre. Emery schob einfach alles von der h1-a8 Diagonale, was schwarz lackiert war und in unklarer Stellung bot Weiss Remis, was Emery guten Gewissens annahm. 3-1.
In einer guten Partie, in der Maxi weniger Fehler machte und die schwarze Initiative mehr und mehr zurückdrängen konnte, machten Maxis Bauern am Damenflügel das Rennen und holten den ganzen Punkt. 4-1.
Peter schob das Ding auch relativ sicher nach Hause und zwar ohne taktische Umwege im Leichtfigurenendspiel. Schöne Partie fand ich, aber ich bin ja auch ein Freund der einfachen Dinge. 5-1.
Robert brachte unterdessen seine propper aussehende Stellung nicht nach Hause, wobei man auch sagen muss, dass der Gegner in dieser Phase sehr gute und genaue Verteidigungszüge machte. Zuerst wurde die weisse Dame zurückgedrängt und irgendwann war es Roberts König der sich sorgen machen musste. Dummerweise hing immer noch der oben beschriebene Sg5, der etwa zwanzig Züge nach dem er angegriffen wurde dann auch in der Tat des Feldes verwiesen wurde. Schwarz spielte den Materialvorteil locker runter. Kopf hoch, Robert. 5-2.
Uwe konnte nach an sich guter Partieführung in ein Endspiel mit sage und schreibe 3 Mehrbauern abwickeln. Blöd war, dass diese über das Feld verteilt standen, und somit war sein König in ständiger Gefahr von Matt und Dauerschach. Aber es musste natürlich glatt gewonnen sein. Dumm nur, dass er bereits vom Inkrement lebte und mit noch 15 Sekunden auf der Uhr und immer noch drei Bauern mehr, entkam der Gegner wohl eher etwas unverdient ins Dauerschach. 5,5-2,5 gegen 20.15h.  
Somit kann aus einem sehr guten Saisonauftakt jetzt also ein perfekter werden sofern wir gegen den Tabellenzweiten Dettingen am 22. November 2015 bestehen sollten. Daumen drücken.