1. Mannschaft Verein

Erste überzeugt beim Kantersieg gegen Dettingen

Die Duelle unserer Ersten gegen Dettingen haben immer ihren besonderen Reiz. Es ist nicht lange her, da spielten beide Vereine in der Verbandsliga Süd um den Aufstieg in die Hessenliga. Die Duelle waren immer knapp und spannend. In der Saison 2016/2017 sollte das Spiel auch eine Standordbestimmung sein. Bei einem Sieg könnte man wieder oben mitspielen, eine Niederlage hätte wohl einen Platz im Niemandsland der Tabelle mit sich gebracht.

Die Voraussetzungen waren so schlecht nicht. Wir mussten auf Frank verzichten, dafür erhielt Franco nach seiner unglücklichen Niederlage gegen Bad Nauheim die Chance auf Wiedergutmachung. Dettingen trat ebenfalls mit einem Ersatzspieler an. Die einzelnen Paarungen waren auch überwiegend wie erwartet, unsere Vorbereitungen trafen also voll ins Schwarze.

„Ins Schwarze“ ? Ja, das schien hier tatsächlich sehr treffend zu sein, denn wir holten fantastische 3,5 Punkte an den vier Schwarzbrettern. Den Auftakt machte dieses Mal Robert, der sich – wie er später verriet – auf die Variante des Gegners ausführlich vorbereitete, in der Partie ein wenig bluffte um seine Vorbereitung nicht zu verraten und dann mal so mir nichts dir nichts, in gerade einmal 19 Zügen gewinnen konnte. Die Partie ist sehenswert und zeigt, wie auch nur einfache Bauernzüge die Stellung derart schwächen können, dass es kaum lösbare Problem gibt. In der Partie (Geduld, Geduld, gleich kommt sie ja…) gibt es den unscheinbaren Zug h3 und Robert erkannte schnell, das dies die schwarzen Felder (v.a. g3) doch sehr stark schwächte. Schwupsdiwups erscheint also ein Springer auf h5, um g3 zu attackieren nebst e5, um die Diagonale zu öffnen. Abgerundet wird die Partie mit einem schönen Springer-Opfer als Knock-Out Zug. Grandios – und so sieht das ganze auf dem Brett aus:

Am sechsten Brett bekam es Peter (ja, die interessierten Zuschauer, die sich etwas auskennen, nehmen mit Verwunderung zur Kenntnis, dass Peter tatsächlich einmal die weißen Figuren zugelost bekam) mit einem Sizilianer zu tun. Nun – es gibt schlimmeres für Peter 😉 Also flux rein in die Eröffnung und dann mal schauen, was sich so entwickelt. Tatsächlich mag der Computer Peters Ausgangsstellung nicht so recht. Peter hatte seinen Springer von b1 nach g3 überführt (ja, das daaaaaaaaaauert). Stand er dort nun gut. Das kommt natürlich wie so immer darauf an.

In folgender Stellung…

… verpasste Schwarz das recht stark h5 – ein häufiges Motiv gegen einen Springer auf g3/g6 bzw. b3/b6.

Nur ein paar Züge später veränderte sich die Stellung. Peter konnte einige Schwächen im Lager des Schwarzen reißen und der Springer wurde zum Held und stand nun wirklich ganz ordentlich.

Aber wie das im Leben so ist. Vom Bedrohten auf g3, zum Held auf h5 wurde der Springer dann zum tragischen Außenseiter auf h3. Um die Mattdrohungen auf der h-Linie abzuwehren, sprang der SPringer (mein Gott, wie oft hat der eigentlich gezogen 😉 ) nach h3, nur um dann zuzusehen, wie alle an ihm vorbei auf der G-Linie spielten und ihn einfach links (oder dann eher rechts) liegen lassten.

In der Endstellung…

… folgte nun Txg2 nebst Dauerschach. Peter war nicht zufrieden, aber mit dem Remis konnte er und wir als Mannschaft sehr gut leben zu diesem Zeitpunkt.

Weiter geht’s an Brett 2 – nach seiner Auftaktniederlage war Ingo wieder zu seinen starken weißen Figürchen zurückgekommen. Gegenüber saß Berthold Rosenberger gegen den es bereits letzte Saison ein Remis gab. Während es letztes Jahr hierbei doch ein recht unspektakuläres Remis gab, war es dieses Mal doch etwas spannender. Zu Beginn der Partie machte Ingo gehörig Druck und erzwang unter anderem ein etwas seltsam wirkendes Damenfianchetto (Dame statt Läufer auf b7). Allerdings konnte Ingo auch nicht so wirklich viel rausholen und so langsam verflachte die Stellung dann und Schwarz kam besser ins Spiel.
In der Endstellung hatte dann Ingo doch etwas Dusel.

Betrachten wir folgende Stellung:

Vom Nachbarbrett lauerte ich auf den Bauern auf a3, der doch arg schwach wirkte. Auf der anderen Seite ist natürlich der weißfeldrige Läufer auch nicht gerade erfreut über seine doch recht bescheidene Stellung, auch der Turm auf a1 wirkt recht teilnahmslos. Schwarz konnte mit Lxh2 nebst Txb5 in Vorteil kommen. Stattdessen kam unmittelbar Txb5 nebst Txd6 von Ingo und Nach Tb8 und Ta2 einigten sie sich beide auf ein Remis. Ordentlich – dank der übrigen Paarungen zu diesem Zeitpunkt war ich als Mannschaftsführer hoch zufrieden.

Ausgebaut werden konnte der Vorsprung an meinem dritten Brett. Nach den Ergebnissen im Vorjahr und dem Score des Dettinger Gegners war die Frage, wer es mit ihm aufnehmen sollte. Am Ende also der Tausch mit Ingo – Vorbereitung des Gegners vermutlich umgangen und die eigene voll ausspielen können. So kanns auch gehen… Viel gibt es bei mir allerdings nicht zu berichten. Die vorbereitete Variante (puh, Glück gehabt, dass mein Gegner nicht abgewichen ist!) endete in einem versuchten Bauernopfer meines Gegners. Nun ja, es war eigentlich ein gelungenes Bauernopfer, denn der Bauer war ja weg. Was aber fehlte, war das Gegenspiel und so war es letztlich nur eine Frage der Zeit, bis die Partie dann entschieden war. Auch hier kann die Wandlung der Schachfiguren gezeigt werden.

Beginnen wir also hier:

Gerade hatte ich den Bauern gewonnen – oder eher das Bauernopfer akzeptiert – und mein armer Bauer auf b7 ist ein rückständiger kleiner Tropf, noch dazu unter Beschuss durch die weißen Figuren. In der Partie folgte Db8, ein listiger Verteidigungszug, der den armen Bauern schützt, das Feld d6 und die a-Linie hält und noch etwaige Angriffsideen mit Sf6-Sg4 vorbereitet.

Schalten wir uns einige Züge wieder ein, hat der arme B-Bauer seine Wandlung vollzogen. Bis nach b2 vorgerückt, wird er sich in Kürze umwandeln. Weiß ist paralysiert – 3 – 1, es läuft.

Aber wie wir alle wissen, lief es zu diesem Zeitpunkt auch in Bad Nauheim, wo wir eine 4 – 1 Führung verspielten.

Emery brachte uns schließlich noch ein halbes Pünktchen näher an die magische 4 – Punkte – Grenze heran. Was gibt es hier zu berichten? Ja, nach Durchsicht der Partie findet sich nicht allzuviel. Emery wird es mir sicherlich verzeihen, aber es war – zumindest für Außenstehende – eine recht unspektakuläre Partie. Raus aus der Eröffnung, rein ins Endspiel – Mittelspiel übersprungen und Remis gemacht. Bei der Aufstellungsbesprechung haben wir Emery als die „Bank an Brett 5“ bezeichnet und das war Emery auch. Dennoch: Eine kleine Stellung gibt es hier auch:

Hier fand Emery das schöne f5, was den Doppelbauer auflöst – die endstehende Stellung ist dann halt.. Was? Genau: Remis!

Die zweitschönste Partie des Tages lieferte Martin ab, der erstmals in der Saison mit Weiß ran durfte. Daher hat sich Martin auch verdient, die ganze Partie hier online zu bekommen. Die Eröffnung war natürlich insofern schon einmal kurios, als Martin sich nach dem zweiten Zug in einer e4-Eröffnung wiederfand – huch, ist das vielleicht was schief gelaufen? Interessant wird die Partie eigentlich erst dann, als es schon fast vorbei ist. Wir sehen eine Partie, in der Weiß seine Figuren gut hinstellt und Schwarz zwar nicht so wirklich etwas falsch macht, allerdings auch nicht über die sechste Reihe hinauskommt (ACHTUNG, kleiner Seitenhieb auf unseren üblichen Berichteschreiber: Nein, es war nicht Uwe, gegen den Martin da spielte, auch wenn dieser dafür berühmt ist, seine Figuren möglichst NIE mit Schwarz über die neutrale Zone zu bewegen 😉 ). Martin machte eines sehr gut: Er hatte Geduld. Und die hatte sein Gegner nicht. Während lange Zeit wenig passierte, platzte dem Gegner offensichtlich den KRagen und innerhalb weniger Züge wurde die gesamte Stellung aufgerissen und Schwarz hatte verloren. Hübsch 🙂

Mit Martins Sieg war der Mannschaftssieg unter Dach und Fach. Durchatmen. Oben wieder dransein. Läuft. Aber wir hatten ja noch zwei weitere Eisen im Feuer.

An Brett 7 musste Frank mit den ungeliebten Schwarzen Steinen ran und sah sich einem Oran-Utan gegenüber. An die Nicht-Schach-Spieler: Nein, es handelt sich nicht um eine Beleidigung des Gegners, sondern um die gewählte Eröffnung. Die ohnehin ungewöhnliche Eröffnung endete dann auch noch in einem Bauernopfer, so dass Frank früh einen Bauern mehr hatte. Es entwickelte sich eine interessante Partie, die auch in die Zeitnotphase musste. Wir werfen einen Blick auf die Stellung im 22. Zug. Hier spielte Weiß Sb1, eher suboptimal, denn nun kann Schwarz seine Stellung mit a4 und Ta5 etwas befreien. Genau diesen starken Zug fand Frank auch und so wirft der gute alte PC schon einen Vorteil von 2,0 aus.

Später ging es ein wenig bergauf und bergab (zumindest wenn man dem PC GLauben schenken möchte), aber es besteht kein Zweifel daran, dass es ein verdienter Sieg von Frank war, der damit nach 3 Siegen Topscorer der Hessenliga ist! (übrigens vor Maxi und Peter!)

Bliebe noch Franco. Franco hatte sich zwar vorbereitet, aber so richtig viel schien in der Eröffnung sich nicht zu entwickeln. Interessant war allerdings der Angriffsweg, den die weißen Figuren fanden. Bei gleichen Rochaden ist es ja wie gewohnt etwas schwierig, einen Angriff zu entwickeln. Die eigenen Bauern können sich nicht einfach so vorbereiten, aber die übrigen Figuren? Nun, es gibt ja einen Turmschwenk und so erschienen alle drei Schwerfiguren auf der vierten Reihen. Schwarz hatte einen Bauern mehr und hielt dann auch die schwachen schwarzen Felder… Zumindest laaaaange…. Remis wurde vom Gegner abgelehnt, doch plötzlich – besser spät als nie – verpasste der Gegner auch wirklich alle Felder zu decken. Die Konsequenz sehen wir in folgender Stellung:

DIe ganze Zeit hatte Schwarz sowohl die Felder h6 als auch f6 gut abgesichert. Als letztes hatte Schwarz sich aber mit der Dame vergallopiert und (endlich!) konnte Franco den Durchbruch finden.

Es folgte Th4 und kurz darauf das finale Ende mit den starken Schwerfiguren, die nicht mehr zu halten war. Sehr schön!

Nach dem tollen Kantersieg mit 6,5 zu 1,5 sind wir wieder oben dran und haben die meisten Brettpunkte. Erster ist noch unser Rivale aus dem letzten Jahr, nämlich die Griesheimer, die 3 mal knapp mit 4,5 zu 3,5 gewinnen konnten.

Im Dezember geht es in Dotzheim weiter, die bislang im Abstiegskampf stecken. Da wollen wir natürlich wieder punkten.