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8. Korbacher Open

Vom 20. bis 23. Oktober 2016 fand das diesjährige Korbacher Open mit. Stellvertretend für den SK Gernsheim hatte nur ich (Yvonne) mich auf den Weg in die nordhessische Stadt gemacht, um an diesem Turnier teilzunehmen. Das siebenründige Turnier war in A- (offen), B- (TWZ<2000), und C-Open (TWZ<1400) aufgeteilt. Im B-Open, in dem 69 Teilnehmer starteten, war ich an 18, in der Damenwertung sogar an Position 2, gesetzt.

TAG 1

Der Zeitplan sah vor, eine Stunde nach Meldeschluss die erste Runde um 18 Uhr beginnen zu lassen. Wie kam es also, dass wir im B-Open uns erst mehr als eine dreiviertel Stunde später die Hände zum Rundenbeginn gaben? Naja, die Antwort ist ganz einfach: Das Stichwort hier lautet „Organisation“. Kurz nach 18 Uhr – die meisten Teilnehmer hatten sich im Spielareal eingefunden – wurden die Paarungen verlesen und jeder setzte sich an seinen Platz (Dazu, dass die Paarungen vorgelesen, und nicht ausgehängt wurden, äußere ich mich an dieser Stelle mal nicht. Ab Runde 2 gab es dann aber glücklicherweise einen Aushang c:). Jedenfalls könnte man ja nun fast pünktlich anfangen, oder? Falsch gedacht! Es hatten sich nämlich ein paar Spieler während der Registrierung noch ins A- und B-Open umgemeldet, und die waren blöderweise noch in der Paarungsliste vorhanden. Daher wurde also die Paarung wieder zurückgenommen und eine neue wurde gedruckt. Aber, huch? Auf einmal war der an 3 Gesetzte nicht mehr an 3, sondern viel weiter hinten. Was war denn nun wieder schief gelaufen? Nach langen Überlegungen und mit der Hilfe aufmerksamer Spieler, fand man heraus, dass die 2. Paarungsliste zwar standardmäßig nach Schweizer System gelost, die dafür benutzte Teilnehmerliste jedoch nicht nach TWZ, sondern alphabetisch geordnet wurde. Eine weitere Neupaarung musste nun also her. Diese stimmte dann auch endlich. Ich persönlich ärgerte mich hierbei nicht unbedingt über die organisatorischen Missgeschicke, sondern vielmehr über die verlorene Zeit, die ich nach der Partie mit Schlaf hätte füllen können (der fehlt mir öfters bei solchen Turnieren c:), sowie über den Farbwechsel von Weiß zu Schwarz in der ersten Runde.

Schachlich lief es hier trotz fehlendes Schlafes zum Glück deutlich besser. Ich, die ja wieder einmal ihren Weg runter zur 1600 gefunden hatte, spielte gegen eine 1500erin, welche wegen ihrer etwas schlechteren ELO Zahl weiter hinten gesetzt war. Nach einer spannenden Eröffnung (1.e4 c5 2. Sf3 a6 3. d3 …) konnte ich meine Gegnerin dazu locken, in einen französisch-ähnlichen Aufbau zu gehen, der allerdings ziemlich direkt einen Bauern einstellte.

Hier zog Weiß d4, was nach cxd4 cxd4 Db6 mit Doppelangriff auf b- und d-Bauer einen gewinnt

Danach verbesserte ich meine Stellung positionell und mit Tempo (dank ständigem Druck auf einen Doppelisolanie auf der b-Reihe und drohender Springergabeln). Als meine Figuren recht gut in Position waren, machte meine Gegnerin einen Fehler, der gezwungenermaßen entweder zum Matt oder in ein Endspiel mit 3 Mehrfiguren führen würde. Der erste Punkt für mich also. PS Manchmal hilft es scheinbar auch, nicht zu viel nachzudenken, sondern nach Notieren des gegnerischen Zuges eine Weile die umliegenden Bretter zu betrachten und dann intuitiv zu ziehen.

TAG 2

Für Runde 2 war ich noch knapp in der ersten Hälfte gelandet und durfte wieder gegen einen 1500er ran. An Brett 11 vorgerückt und mit Aussicht auf einen der Top 5 für die nächste Runde, könnte man ja meinen, dass eine gewisse Motivation vorhanden sein sollte. Spielt der schwächere Gegner dann aber Skandinavisch, so ist die Motivation auch schnell wieder weg. Im 5. Zug g3 gespielt, mit der Hoffnung, den Gegner aus dem Konzept zu bringen, saß ich nun also an dem Brett und verzweifelte förmlich, da ich keinen Plan finden konnte. Letztendlich entschied ich mich, trotz kurzer Rochade in eine Variante mit f3 zu gehen, da ich schon irgendwie mit der schwachen Diagonalen umgehen können würde. Bald darauf gelang es mir, den gegnerischen Königsflügel aufzureißen und seinen Schwarzfelder gegen einen Springer zu tauschen, was mir das Spiel um einiges angenehmer gestaltete. Immer weiter Druck auf verschiedene schwache Punkte im gegnerischen Aufbau ausübend überforderte ich meinen Gegner schon bald und kam in ein Endspiel mit Mehrqualität, woraufhin dieser sich auch schon bald geschlagen gab. 2/2 ist doch ein guter Start, oder?

In der 3. Runde ging es dann für mich an Brett 1 gegen den Erstgesetzten. Insgesamt konnten 12 Spieler die volle Punktzahl aufweisen, was zu 6 Partien führte, nach denen sich die ersten an die Spitze der Tabelle gearbeitet haben würden. 3 gingen remis aus; eine davon war meine. Ich bekam ein Londoner System aufs Brett (gegen das ich mir übrigens immer noch irgendwann mal etwas angucken müsste) und stellte mich mit keiner Ahnung von irgendwelchen Plänen erst einmal hin.

Fragt mich nicht wie, aber ich schaffte es tatsächlich die c-Linie komplett zu öffnen und gegen e4 und d4 e5 und d5 zu drücken.

Stellung nach …d5

Sah im ersten Moment recht interessant und kompliziert aus (es standen sich eben 4 Bauern auf den Zentrumsfeldern gegenüber), aber Houdini sagt, es geht. Und glücklicherweise fand ich auch am Brett die richtigen Züge, mit denen ich in eine sogar leicht vorteilhafte Stellung gelangen konnte (~0,4). Da es allerdings auf ein Läufer-Turmpaar-gegen-Läufer-Turmpaar-mit-gleichen-Bauern-Endspiel hinauslaufen würde und ich lediglich meine Figuren ein wenig schneller positionieren könnte, nahm ich das Remisangebot meines Gegners an und beendete den Tag mit guten 2,5/3.

TAG 3

Pünktlich um 10 Uhr saß ich an meinem Brett. Mir gegenüber: ein guter Freund und alter Bekannter. Doch einfach so remis schieben war natürlich nicht drin, da wir beide gute Aussichten auf die vorderen Plätze und Preisgelder hatten. Aufs Brett kam ein Sizilianer, dem Kan sehr ähnlich, doch da ich ein paar Startschwierigkeiten hatte und nicht so genau wusste, was ich spielen sollte, fiancettierte ich meinen Weißfelder auf g2. Dass es diese Variante tatsächlich gibt und sie auch gar nicht so schlecht ist, war mir während der Partie noch nicht klar. Durch ein bisschen TauschiFlauschi gelang es mir, meinem Gegner eine schwache Bauernstruktur mit Isolani auf a7 und c6 aufzuzwingen, was, da die Läuferpaare noch auf dem Brett waren, wohl leicht vorteilhaft für mich einzuschätzen war. Da wir allerdings nicht einmal den 20. Zug erreicht hatten und ich mit knapp 18 Minuten (ich war zu Beginn der Partie wohl kurz eingenickt) gegen 1:17 auf der Uhr zu kämpfen hatte (und bekannt ist, dass blitzen nicht unbedingt zu meinen Stärken zählt), bot ich remis, welches mein Gegner annahm.

Da ich am Vortag gegen den Erstgesetzten und am Morgen gegen den Drittgesetzten spielte, musste es ja dazu kommen, dass auch der Zweitgesetzte gegen mich gelost werden würde. Witzigerweise kam mir die Stellung recht bekannt vor, da mein Gegner mit Weiß die selbe Variante wie ich zuvor wählte. Allerdings sorgte er nicht für die Isolani bei mir, sondern versuchte sein Glück mit einem Angriff, indem er neben e4 noch f4, g4 und h4 nach vorne schob. Ich war mit der Situation sichtlich überfordert und wusste nicht so recht, wie und wo ich meine Figuren hinstellen sollte und was mein Gegner da eigentlich plante. War es gefährlich für mich oder war alles nur ein riesiger Bluff? Leider ließ ich mich dazu verleiten, ein paar Verteidigungszüge zwischen den Entwicklungszügen einzustreuen, da ich doch etwas Angst um meinen König hatte. Diesen Entwicklungsvorsprung konnte mein Gegner jedoch gut nutzen und holte sich rasch eine Qualität bei mir ab. Damit war der Angriff aber noch lange nicht vorüber. Mit 1 Minute auf der Uhr und noch mehr als 15 Zügen bis zur Zeitkontrolle übersah ich ein Figurenopfer und musste mich geschlagen geben.

Nach Runde 5 stand ich also mit 3 Punkten auf Platz 15, wobei anzumerken ist, dass ich zu diesem Zeitpunkt die höchste Buchholz im Turnier besaß. In den kommenden 2 Runden konnte daher noch viel passieren, und die Preisränge waren durchaus noch in greifbarer Nähe.

TAG 4

Dass man auch in einer scheinbar harmlosen Eröffnung durchaus aufpassen muss, lernte mein Gegner der 6. Runde heute. Nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Sc3 Sf6 4. a3 Le7 5. d4 exd4 6. Sxd4, was vollkommen legitim war, spielte er recht schnell und überzeugt 6. … d5.

Stellung nach 7. … Dd6. Wie setzte Weiß hier fort?

Dies allerdings ermöglichte es mir, ein wenig Druck auszuüben und letztendlich mit Mehrfigur den ganzen Punkt einzufahren.

Die letzte Runde lief etwas bescheidener. Ich weiß nicht recht, ob ich angespannt war, da ein Sieg eine Platzierung in den Top 5 sicherte, oder ob es einfach der Müdigkeit geschuldet war, Tatsache ist jedoch, dass ich nach solider Eröffnung und recht kurzem Mittelspiel sehr schnell in einem Endspiel landete. Ich übersah einen sehr simplen, taktischen Trick, mit dem mein Gegner in ein Bauernendspiel abwickeln konnte. Das Problem? Dieser Trick kostete mich sehr viele wichtige Tempi, die am Ende wohl auch die Partie verloren.

Am Ende belegte ich den 20. Platz mit insgesamt 4 Punkten und der höchsten Buchholz im Turnier, sowie ein (noch inoffizielles) DWZ plus von 35 Pünktchen.

Übrigens: Mein guter Freund, gegen den ich in der 4. Runde nach kurzem Nickerchen remisiert habe, gewann das B-Turnier mit 6/7 Punktenvor 3 weiteren Spielern mit 5,5 Punkten. Herzlichen Glühstrumpf nach Groß-Umstadt!