1. Mannschaft

Trotz verdienter Niederlage gegen den FTV bleibt die Erste nach dem 7. Spieltag knapp vorne

Anm.: Nur das keine Unklarheiten aufkommen: das hier ist der verspätete Bericht vom 7. Spieltag von vor drei Wochen. Sorry, viel zu tun und so. Dafür sollte der aktuelle Bericht vom 8. Spieltag deutlich schneller klappen.

 

Yo, das war ein Satz mit X. Nämlich nix. Statt den Aufstieg heute quasi klar zu machen sinkt unser Vorsprung auf zwei Brettpunkte. Im Nachhinein war es allerdings natürlich erklärbar, denn folgender tiefgründiger Dialog, teils im Riedstädter Ghetto-Platt, trug sich am Freitag vor dem Spieltag im SK zu:

 

 

Spieler 1: ‘Yo, alles chlor für Sonntag? Hab irgendwie ein komisches Gefühl’.

Spieler 2: ‘Stimmt, hab ich auch, weisst du auch, wieso?’

Spieler1: ‘Yo, alle ham die falsch Fabb.’

Spieler 2: ‘Zwei Deppen, ein Gedanke!’

Spieler 1. ‘Die gute Nachricht ist, damit rechnet keiner der Gegner’.

Spieler 2: ‘Yo, wird schon klabbe. ’

 

Doch das alleine wäre natürlich zu kurz gegriffen, denn wir ihr unten sehen werdet war bei uns kaum einer in Normalform und wie mir ein Kollege nach der vierten Kippe (nach ebenso vielen Zügen!) bestätigte, war die Anspannung heute in der Tat besonders hoch.

 

Zum anderen stimmte es nicht, dass alle mit der falschen Farbe spielen mussten, denn bei Weisskiller Frank W. war alles im Lot. Und das war bereits nach wenigen Zügen an Brett 8 gut erkennbar.  

Wenner – Ortinau; 9. ?

Weiss ist gut entwickelt und hat erstmal einen Bauern mehr. Der wird allerdings bald mittels 9. … Lxc5 vom Brett fallen und ein direkter Mattangriff auf den schwarzen Monarchen ist nicht zu sehen. Gibt es also etwas schlaueres als mit 9. Le2 oder 9. Sc3 den Gegner in ein nur etwas schlechteres Mittelspiel entkommen zu lassen? Ja, mit dem guten 9. d4 schafft Frank nicht nur weiteren Platz für seine Puppen, sondern zwingt den Gegner auch sofort zu einer Reaktion. Nach dem fast erzwungenen 9. … exd4 10. Sd2 hat Schwarz noch immer keine einzige Figur entwickelt und 10. … Lxc5 scheitert nun an 11. Dh5+ nebst Dxc5 und die Figur ist weg. Nach wenigen weiteren Zügen stand der schwarze König auf b8 und Frank auf Gewinn. 1-0.

 

Hört sich erstmal gut an, nicht? War leider nur der einzige Lichtblick, was bei weiteren sieben Brettern offenkundig nichts gutes heissen kann für das Gesamtergebnis.

 

Als erstes ging es an Brett 2 rapide bergab. Emery, der ja sonst auch gegen gute Leute normalerweise nie was anbrennen lässt, hatte eine rabenschwarzen Tag erwischt. Nach einigen Ungenauigkeiten griff er hier früh richtig fehl.

 

Peterson – Brüggemann; 20. ?

 

Schwarz hat gerade mittels 19. … Se4 zentralisiert und es droht stark 20. … Lg5, denn Df3 scheitert an … Lg4. Der Läufer ist wegen … Sxf2+ tabu und auch sonst hat die weisse Dame auf der gesamten dritten Reihe kein Feld. Das alles war entweder mit 20. Kg1 (deckt das schwache Feld f2)  oder mit 20. De3 (stellt nach … Lg5 mittels 21. f4 einfach einen Bauern dazwischen) zu verhindern. Emery kam auf 20. Ld3 um den starken Se4 vom Brett zu treiben. Nach 20. … Lg5 21. Dc7 Dxc7 22. Sc7 Sxf2+ fielen jeweils Damen, Türme und Figuren vom Brett, aber Schwarz gewann auf dem Weg dahin einfach zwei Bauern und

damit die Partie. 1-1.  

 

Richtig Glück hatten wir hingegen an Brett 4, wo Robert nach schöner Neuerung im 11. Zug nicht optimal fortsetzte und statt deutlichem Vorteil führten einige Ungenauigkeiten zunächst zum Ausgleich und wenig später zu folgender Stellung:

 

Mazurek – Diyap; 37. … ?

 

Kurz vor der Zeitkontrolle verfügt Schwarz nicht nur über einen Mehrbauern, sondern besetzt mit seiner Artillerie auch beide offenen Linien. Auch dem ungeübten Auge muss klar sein, dass Schwarz klar besser steht. Wie so oft in solchen Stellungen, wenn man alle Vorteile für sich versammelt hat, bietet es sich an, dem Gegner die Gelegenheit zu geben, weitere Fehler zu machen, z.B. mit einem gesunden Zentralisierungszug, der nichts kaputt macht, wie 37. … Td4, und es fällt bereits schwer sinnvolle Züge für Weiss zu finden. Eine andere Idee war es, zu fragen, was denn die größte Schwäche im weissen Lager ist. Unweigerlich kommt man auf den Bauern b3. Also nehmen wir den doch unter Beschuss. Da 37. … Td3 nicht möglich ist, bietet sich ein Zug an, der diese Drohung aufstellt, also 37. … Df5. Nach z.B. 38. Te1 (was sonst?) Td3 39. Dc4 Df3 hängt der b3 unmittelbar und Weiss muss schon den Trick 40. Dc2 finden, um den Bauern zu halten, denn direktes 40. … Txb3 scheitert jetzt an 41. Te8 matt. Aber Schwarz kann die Stellung sicher weiter verstärken und es kann hier nur ein Ergebnis geben. Wohl auch aufgrund knapper Zeit entschied sich Schwarz jedoch für 37. … Df6 38. De3 (genauer ist laut Computer 38. Dxf6 und das resultierende Turmendspiel ist nur leicht schlechter) De6 39. Dc3 Df6 usw. Remis und 1,5-1,5.

 

Richtig was los war an Brett 6 bei Frank R. Dieser war mit seinem Gegner in einer langen Sizi-Theorievariante abgetaucht, was allerdings denke ich die wenigsten wussten (inklusive yours truly). Frank ist ja bekanntlich theoriesicher und so war es auch hier der Gegner, den im 16. (!) Zug das Buchwissen zuerst verliess. Weitere acht Züge später hatte Frank seinen Vorteil bereits deutlich ausgebaut und der Punkt war bei alljenen, die um das Brett tigerten, bereits verbucht. Doch holte der Gegner nochmals zu einem letzten Gegenschlag aus und nach 23. … Se4+ musste Frank nur noch einen Genauen finden, um sich seiner grössten Probleme zu entledigen. Also, Brett aufgebaut, 10min auf der Uhr eingestellt und Rübe anschalten. Wohin mit dem weissen Monarchen?

 

Rosenberger – Medvedovski; 24. ?

 

Also? Überlegt? Ey, nicht weiterlesen! Also, ihr hättet Euch wirklich für 24. Kc2 entschieden? Und was ist mit dem schönen Be3? Den lasst ihr einfach stehen? Yo, wäre richtig gewesen. Es droht stark 25. Td1+ mit Turmgewinn und nach dem erzwungenen 24. … Ke5 findet der König mittels 25. Kb1 im linken Eck eine neue, sichere Heimat. Nach 25. … Sxe3 hat Weiss eine glatte Qualle mehr und Schwarz hat keine Drohungen mehr gegen den weissen König. Klar, ist immer noch Arbeit, aber eine angenehme, sofern man die weissen Klötze führt. Genau wie wohl die meisten anderen entschied sich Frank jedoch für das natürlich aussehende 24. Ke2, was den e3 im Auge behält und auch evtl. den Springer g2 mal aufs Korn nimmt. Nach wiederum 24. … Ke5 droht jedoch stark 25. … Td2+ und es ist Weiss, der sich Sorgen machen muss. Td2 muss mittels 25. Sc4 verhindert werden und nach 25. … Lxc4 26. Lxc4 Td2+ 27. Kf1 Sxe3+ endete die Partie wenig später im Dauerschach. Schade für uns. 2-2.

 

Das nächste Remis gab es an Brett 5, wo Peter im Franzosen früh den wichtigen Bauern auf d4 gewann und alles noch eine Frage der Technik erschien. Leider erlangte der Gegner Gegenspiel und nach einigem Hin und Her mündete das Spiel in einem Bauernendspiel. Die Partie ist insgesamt sehr komplex und ich hätte viele Momente herausgreifen können. Der instruktivste, weil nicht jeden Tag vorkommende erscheint mir folgende Variante, die leicht hätte aufs Brett kommen können, wenn Weiss nicht überhastet den Königsflügel aufgerissen hätte, sondern mit dem Motiv Zugzwang gearbeitet hätte.

 

 

Hristovski – Nies (Variante); 41. ?

 

Der schwarze König muss eng am Bauern a4 kleben bleiben und hat dafür nur wenig Platz. Mittels 41. Kd3 und Einleitung eines sog. Dreiecksmanövers hätte Weiss dem schwarzen Gegenüber diesen Raum durchaus streitig machen können. Nach 41. …Kc5 (ansonsten folgt 42. Kc4 mit Gewinn des Ba4) 42. Kc3 Kb5 43. Kd4 erreichen wir die gleiche Stellung wie im Diagramm, nur das diesmal Schwarz am Zug ist. Peter hätte das Feld c4 und damit die Partie wohl verloren geben müssen. Weiss wählte einen anderen Plan und die Partie endete leistungsgerecht Remis. 2,5-2,5.

 

Das nächste und letzte Remis des Tages gab es beim Duell der Ingos an Brett 3. Im Sizi stand Ingo (der unserige) die meiste Zeit unter Druck und musste sich um einen Rückständigen auf d6 kümmern. Darüber hinaus war der gegnerische Springer dem eigenen Läufer wohl minimal überlegen, da Ingos Bauernstellung auf dem Königsflügel leicht kariös war. Wir machen es uns sehr einfach und blenden uns erst ganz am Ende ein. Auch hier kam es zu einem Bauernendspiel. Und genau wie alle Anwesenden zu der damaligen Zeit frage ich jetzt und hier Euch: was ist hier los?

 

 

Rutkowski – Peters; 43. … ?

 

Ok, da die Spannung fast nicht mehr auszuhalten ist, löse ich auf. Die Stellung ist totremis. Allerdings kann man sie mit beiden Farben auch leicht verlieren. 43. … Kf5 44. Ke3 (nicht 44. Kg3 e4 und Weiss verliert, weil der schwarze König flugs am Damenflügel ist) und nun verliert das ungestüme 44. … g4 sofort, da das den schwarzen König weit links raustreiben würde. Yo, viele Wege führen zum Remis, aber ich finde, Ingo hat den schönsten gefunden: 43. … e4. Nach dem erzwungenen 44. fxe4 Ke5 45. Ke3 g4 46. b3 g3 47. c4 bxc4 48. bxc4 g2 49. Kf2 Kxe4 kämpft sogar Schwarz um den Sieg, aber Weiss erreicht nach Abfang des g-Bauern das rettende Feld b1 noch bequem. Remis und 3-3.

 

Dummerweise standen wir an den verbliebenen Brettern von Maxi und Uwe ziemlich krit, so dass ein Viervier bereits illusorisch war. Wie der Grossteil der Mannschaft waren die beiden heute ziemlich ausser Form, wie man beispielsweise im Folgenden sehen kann.

Keller – Müller; 25. … ?

 

Nach missglückter Eröffnungsfalle stand Maxi früh schlecht und hatte bereits meisterlich ein paar Mal einzige Züge gefunden, die Ihn in der Partie hielten. In der Diagrammstellung ist er in Tat bereits aus dem gröbsten raus und das einfache 25. … Sxd4 oder auch 25. … Dxb7 26. Lxb7 Tc7 hält die schwarze Stellung gut zusammen, da Weiss über keinerlei Einbruchsfelder verfügt. Die schwarzen Bauern auf f7 und e6 stehen ideal gegen den Weissfelder und ein Remis wäre denkbar gewesen. Stattdessen griff Maxi zu 25. … b4, was in allen Permutationen einfach einen Bauern verliert. Ich hab nicht mit ihm drüber gesprochen und hab lange gesucht, was er wohl übersehen haben könnte. Fakt ist jedoch, dass Weiss in allen Abspielen mit ‘Plus-einem-Klotz’ rausgeht. Jedenfalls war es nach 26. Sxf5 gxf5 27. Dh4 Tb8 28. Dh4 (der h6 hängt!) Kg7 ein Spiel auf ein Tor. Einsnull im 67. Zug. 3-4.

 

Ebenfalls einen gebrauchten Tag erwischt hatte Uwe an Brett 7. Nach Aussetzer ausgangs der Eröffnung ging früh ein Bauer verloren und Weiss stand bereits geraume Zeit besser. Dennoch gab es einige Male die Gelegenheit, nochmal etwas Gegenspiel zu organisieren. In der Diagrammstellung und bei leichter Zeitnot übersahen aber beide Spieler eine ebenso einfache wie schöne Kombi. Ihr habt jetzt 5 Sekunden es zu finden. Hehe.

Krezinski – Schupp; 34. … ?

 

Natürlich. 34. … Sg4 erzwingt aufgrund der Familiengabel 35. hxg4 Th6+ 36. Dxh6 (36. Kg1 Th1 oder Dh1 matt) gxh6 und die Partie ist auf einmal ziemlich unklar. Uwe sah das und vieles andere nicht und gab nach fast sechs Stunden auf. Endstand 3-5.

 

Somit haben wir vor dem 8. Spieltag nur noch zwei dünne Brettpunkte Vorsprung vor dem FTV. Mal schaun was am Sonntag passiert. Wir spielen in Offenbach, während der FTV gegen Uwes ehemalige Mannschaft vom SC Bad Nauheim antritt. (Spoiler Alert: wir haben klar mit Fünfeinhalb gewonnen, und haben jetzt 2,5 Brettpunkte Vorsprung. Juhuu!)